Auktionen

Jagd nach Gold und grünen Steinen

Gerhard Hirsch Nachfolger bietet in insgesamt fünf Auktionen von Dienstag bis Freitag seltene Antiken und Münzen

Von Hartmut Kreutzer
18.09.2017

Neben dem gewohnten Programm mit Kunstobjekten aus dem präkolumbischen Amerika und aus der Klassischen Antike sowie Münzen und Medaillen aus Antike und Neuzeit präsentiert das Münchner Auktionshaus Gerhard Hirsch Nachfolger im September in einer Sonderauktion die hochkarätige Sammlung eines passionierten Münzfreundes und begeisterten Jägers (Auktion 333). Unter den 333 Losen finden sich sage und schreibe 78 der begehrten deutschen Flussgoldprägungen. Die Gewinnung von Gold aus dem Sand der Flüsse – eine recht aufwändige und wenig ertragreiche Form der Goldbeschaffung – war für die deutschen Fürsten des 18. und 19. Jahrhunderts in erster Linie eine Prestigeangelegenheit. Die aus dem so gewonnenen Gold geprägten Münzen waren nicht für den allgemeinen Geldumlauf bestimmt.

Verhältnismäßig häufig und noch am ehesten erschwinglich sind die badischen, pfälzischen und bayerischen Rheingolddukaten (s. Kunst und Auktionen Nr. 2, 2015, S. 6), seltener die Dukaten aus Donau-, Lech-, Isar- und Inngold. Dass man auch in dem Flüsschen Eder im Norden Hessens immerhin genügend Gold gefunden hatte, um hieraus einige kleine Serien von Münzen prägen zu können, dürfte wenig bekannt sein. Ein 1677 unter der Herrschaft des Landgrafen Karl I. von Hessen-Kassel geprägtes Goldstück zu zwei Gulden mit der allegorischen Darstellung des Ederflusses (latinisiert AEDERA) ist bei Hirsch mit 75 000 Euro geschätzt (Abb., siehe F. Kirchheimer, Erläuterter Katalog der deutschen Flußgold-Gepräge, Freiburg 1972, Nr. 63). Die Personifizierung eines Flusses als bärtiger, im Uferschilf lagernder Flussgott ist Reversbildern römischer Münzen der Kaiserzeit entlehnt.

Das Hauptthema der in der Sonderauktion zur Versteigerung stehenden Sammlung ist die Jagd sowie der Umgang mit Jagdwaffen und Schusswaffen im Allgemeinen. Gesammelt hatte der passionierte Jäger vor allem Münzen und Medaillen mit der Darstellung von jagdbaren Tieren, Jagdszenen und Jagdutensilien. Glanzstück ist eine um 1620 in der Stadt Lüneburg geprägte Goldmünze zu 10 Dukaten (Abb., Taxe 50.000 Euro). Auf dem Revers sieht man die Mondsichel mit menschlichem Gesicht. Den Bezug zum Thema Jagd vermitteln das Bild eines vom linken Bildrand in die Bildmitte stürmenden Hirsches sowie – jeweils in einer Kartusche am oberen und am unteren Bildrand – die Abbildung eines Jägers mit Hund und eines Fischers im Kahn. Geprägt wurde die Goldmünze mit den Stempeln des Lüneburgischen Jagdtalers, welcher in Silber ebenfalls im Auktionsangebot zu finden ist (Taxe 5000 Euro).

Besondere Raritäten der Württembergischen Herzogtümer

Am häufigsten als Bildmotiv anzutreffen ist der Hirsch, den man vor allem auf den Prägungen der Württembergischen Herzogtümer (bekannt aus der in Hauffs Märchen erzählten „Sage vom Hirschgulden“) und der Grafschaften Stolberg findet. Eine besondere Seltenheit stellt ein 1660 unter Johann Martin von Stolberg-Stolberg geprägter Doppeltaler dar (Taxe 4000 Euro). Mehr als 60 stolbergische Prägungen in Gold und Silber werden in der Auktion 334 angeboten (Taxen zwischen 150 und 1500 Euro). Glanzstück ist dort ein hamburgischer Portugalöser 1677 zu 10 Dukaten (Taxe 17.500 Euro). 

Gelegenheit für einen eindrucksvollen römischen Marmorkopf

Teuerstes Stück unter den antiken Münzen (Auktion 332) ist ein Aureus des Tetrachenkaisers Maximinus II. Daia (Taxe 19.000 Euro). In der Auktion 331 sticht aus der Vielzahl an Kunstobjekten aus der Klassischen Antike – Gläser, Kleinplastik aus Bronze und Ton, Gefäße aller Art usw. – ein eindrucksvoller römischer Marmorkopf heraus. Das fein ausgearbeitete Männerporträt, das möglicherweise den Kaiser Traianus Decius (249 – 251) darstellt, war zuletzt bei Gorny & Mosch in der Auktion 222 (Juni 2014, s. Kunst und Auktionen Nr. 10, 2014, S. 6) angeboten worden. Damals betrug der Schätzpreis 35.000 Euro, jetzt kann bereits ab 15.000 Euro geboten werden. Ungemein anmutig wirkt der Torso einer marmornen Venusstatuette (römisch, 1. Jahrhundert), der bei 22.000 Euro zum Aufruf kommt.

Nicht vergessen sei das reichhaltige Angebot an Kunstwerken aus dem alten Amerika (Auktion 330). Besonders erwähnenswert ist eine aus Westmexiko (Colima, ca. 200 v. bis 400 n. Chr.) stammende Gesichtsmaske aus grünem Stein, geschätzt mit 40.000 Euro (Abb. oben). Eine weitere Gesichtsmaske aus Teotihuacan (ca. 150 v. bis 750 n. Chr.), ebenfalls aus grünem Stein gefertigt, wurde vermutlich von einem hohen Würdenträger als Pektoral getragen. Hier werden mindestens 25.000 Euro erwartet (Abb. unten).

Service

Abb. ganz oben:

Gesichtsmaske aus grünem gemaserten Stein, Mexico, Teotihuacan, ca. 150-750 n.Chr., Taxe 25.000 Euro (Abb.: Gerhard Hirsch Nachf., München)

Auktion

Gerhard Hirsch Nachf.
München
19.-22. September

 

Dieser Beitrag erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 14/2017

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