„De frustibus non est disputandum“, wird gern jener küchenlateinische Spruch variiert, wenn bei einer Sache nicht die rechte Freude aufkommen will. Dem Museumsbesucher sind solche Frustrationen nicht fremd. Besonders in Kunstgewerbemuseen, in denen Mobilar aus vergangenen Zeiten nicht nur wegen seiner Schönheit, sondern auch ob der raffinierten Handwerkskunst, die hinter der edlen Oberfläche allerhand Geheimfächer zu verbergen verstand, Beachtung heischt. Das gilt besonders für die prächtigen Möbel, die seit 1750 in der Roentgen-Werkstatt in Neuwied gefertigt wurden. Joseph Maria Gerber hat 1980 mit Abraham und David Roentgen – Möbel für Europa in zwei Bänden nicht nur die wichtigsten Stücke aufgelistet und abgebildet, sondern auch ausführlich die Werkstatt und ihre Arbeitsweise beschrieben. Obwohl da oft mit mehreren Aufnahmen die verschiedenen Ansichten und Verwandlungsmöglichkeiten veranschaulicht werden, bleibt der Eindruck doch statisch. Das Raffinement, dass eine goldene Rosette, die scheinbar nur ein schmückendes Beiwerk ist, zu drücken, ein Schlüssel mehrfach zu drehen, eine Ziersäule zu entfernen ist, um Fächer herausnehmen und zu neuen Türen vorzudringen zu können, hinter denen sich geheime Kompartimente verbergen, bleibt im Museumsalltag ein Schrifttafeln oder Audioguides anvertrautes Wissen ohne Anschaulichkeit. Diesem Manko helfen jedoch eine ganze Reihe kurzer Filme im Internet ab.
Das Metropolitan Museum in Washington hat Ende 2012 seine Ausstellung „Extravagant Inventions: The Princely Furniture of the Roentgens“ mit kurzen Filmen begleitet (http://bit.ly/2h45SYw). Sie stellen sechs Möbel vor: den dreifach zu verwandelnden Spieltisch und ein Zylinderbüro aus eigenem Besitz, den großen Kabinettschrank und den Schreibtisch aus Berlin, die Poudreuse aus Frankfurt (Abb.) und den Rollschreibtisch aus dem Hillwood Museum bei Washington. Und „La Joueuse de Tympanon“ aus dem Pariser Musée des artes et métiers, eine Hackbrett spielende Rokokodame von David Roentgen für Königin Marie Antoinette. Aber damit ist das Repertoire jener Filme, die die Geheimnisse von Verwandlungsmöbeln vorführen, noch nicht erschöpft. Den „Secrétaire à cylindre mécanique“ von David Roentgen mit immerhin zehn verborgenen Fächern, heute im Schloss von Versailles, kann man sich unter http://bit.ly/2yK40eQ vorführen lassen, die Kommode aus dem Londoner Victoria & Albert Museum unter http://bit.ly/2i0ZJfh. Und auch andere, anonyme Stücke, die solche Kunst vorführen, kommen zu ihrem Recht. Etwa das gut 100 Jahre ältere „Endymoin Cabinett“, das zwischen 1630 und 1650 in Paris gefertigt wurde (http://bit.ly/2h5AlW5); oder das zehn Jahre jüngere „Augsburg Cabinett“ im Art Institut Chicago. Aber auch die Christophe Wolff (um 1760 / 65) zugeschriebene „Table à la Bourgogne“ (http://bit.ly/2z4aSXE) oder der Schreibtisch von Jean-Henri Riesener für Marie Antoinette (um 1783 / 84) aus der Rothschild-Sammlung auf Waddesdon Manor, heute National Trust (http://bit.ly/2pNzmPC), verraten im Internet ihre Geheimnisse.