Kunsthandel

Alexander Kunkel: Der Fund meines Lebens

Als Jugendlicher entdeckte Alexander Kunkel eine Zeichnung von Heinrich Kley, die ihn bis heute begleitet. Was das Stück mit Walt Disneys Zeichentrickfilm „Fantasia“ verbindet, verrät er im Interview

Von Kunst und Auktionen Redaktion
11.12.2017

Herr Kunkel, was war Ihre bislang überraschendste Entdeckung?

Die Zeichnung „Pfui Deifel!“ des Künstlers Heinrich Kley (1863–1945), die ich mit 16 Jahren im Keller eines Münchner Auktionshauses in einem Konvolut mit anderen Zeichnungen unbekannter Künstler entdeckt habe.

Welchen historischen Wert besitzt das Stück?

Das Werk wurde 1909 als einer der ersten Beiträge Kleys in der Münchner Satirezeitschrift Simplicissimus abgedruckt. Der Künstler avancierte schon bald darauf zu einem prominenten Mitarbeiter des Blatts, so wie Olaf Gulbransson, Thomas Theodor Heine oder Eduard Thöny. Wenig später inspirierte „Pfui Deifel!“ den expressionistischen Dichter Georg Heym zu seinen Großstadtgedichten, in den Dreißigerjahren dann den amerikanischen Zeichentrickfilmproduzenten Walt Disney zu „Fantasia“.

Was macht den Fund so wertvoll?

Der Fund hat für mich persönlich eine sehr große Bedeutung, da er meine berufliche Entwicklung nachhaltig beeinflusst hat. Kurz nachdem ich die Zeichnung erworben habe, begann ich zu Kley zu recherchieren, was sich jedoch als recht kompliziert herausstellte. Es war noch die Zeit vor dem Internet und es gab kaum Sekundärliteratur. Später habe ich meine Dissertation über Leben und Werk des Künstlers verfasst, anschließend eine Retrospektivausstellung für das Museum Villa Stuck in München und das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover kuratiert. Noch heute freue ich mich an der Zeichnung „Pfui Deifel!“, die ich in meiner Privatsammlung behalten habe.

Suchen Sie aktuell etwas Bestimmtes?

Ich bin immer auf der Suche nach bedeutenden Werken aus dem Umfeld des Simplicissimus, der Münchner Malerfürsten Franz von Lenbach, Friedrich A. von Kaulbach und Franz von Stuck, aber auch des Symbolisten Max Klinger.

Kann man zum Entdecker werden oder muss man ein Entdecker sein?

Ohne ein gewisses „Entdecker-Gen“ geht es wohl nicht. Intuition, Spürsinn, Kombinatorik und ein offenes Auge in Verbindung mit der Lust am Reisen und dem Austausch mit Sammlern, Händlern und Kuratoren sind meines Erachtens das A und O.

Service

Informationen

Alexander Kunkel führt seit 2012 seinen Münchner Kunsthandel „Kunkel Fine Art“. Er ist Mitgebründer der Kunsthändler-Vereinigung „Kunst Salon“ mit Sitz in Berlin, Hamburg und München, die seit 2017 regelmäßig zu Veranstaltungen einlädt. 

Dieser Beitrag erschien in

Kunst und Auktionen Nr. 20/2017

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