Der Schauspieler Omar Sy wurde als Sohn von Einwanderern in der Nähe von Paris geboren und begeistert derzeit in der Netflix-Serie „Lupin“. Uns verriet er, welches Kunstwerk ihn besonders bewegt
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24.06.2021
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 123
Rund 20 Jahre ist es her, dass ich in dem Viertel, in dem ich damals lebte, über ein Foto in einer kleinen Galerie stolperte. Es zeigte zwei Kids in Afrika an einem eher unwirtlichen Ort. Die beiden stehen sich mit Steinen gegenüber, in einer gespielten Auseinandersetzung. Nie zuvor hatte ich ein Kunstwerk gesehen, dass mich so stark beeindruckt hat, obwohl ich den Namen des Fotografen gleich wieder vergessen habe. Dass Malick Sidibé einer der wichtigsten zeitgenössischen Fotografen Afrikas war, wusste ich damals nicht. Bis ich von seinem Tod las und seine Bilder abgedruckt sah.
Vor meinem inneren Auge ist nur dieses Bild festgebrannt. Meine Verbindung zu dieser Fotografie war so stark und intensiv, dass alles darum herum verblasste. Da bin nur ich und dieses Bild, sonst nichts. Als ich es das erste Mal sah, war ich ungefähr 20 Jahre alt und hatte gerade begonnen, als Moderator einer Comedy-Sendung im Radio zu arbeiten. Ein großer Schritt für mich.
Es hat mich unglaublich fasziniert, wie lebendig die beiden Protagonisten aussahen. Sie waren glücklich mit dem, was sie gerade taten, mit dem, was sie hatten. Einen Stein, die wüste Landschaft und den jeweils anderen. Das hat mir klargemacht, dass die Dinge genau den Wert haben, den wir in der Lage sind, ihnen zu geben. Für jemanden, der wie ich in armen Verhältnissen aufwuchs, ist das eine wichtige Erkenntnis. Ich versuche sie auch meinen Kindern zu vermitteln, die nun in den USA im Wohlstand und wirtschaftlicher Sicherheit aufwachsen: Wenn es dir gelingt, einer Sache einen Wert zu verleihen, dann ist sie wertvoll. Es liegt allein an dir! Das hat Sidibés Bild mir eindrucksvoll vermittelt.