Eine der ältesten Kunstmessen, die Brafa in Brüssel, arbeitet an der Pflege ihrer traditionellen Vielfalt
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26.01.2018
Die ganze Welt und alle Epochen in einer Halle! Das traditionelle Merkmal der Brafa wird auch in diesem Jahr im Brüsseler Taxis-Palais erfüllt. Was allerdings nicht Stillstand bedeutet, im Gegenteil. Die erstmals 1956 veranstaltete Messe bleibt in Bewegung. Das ist erfreulich und lässt jeden Besuch zu einer Entdeckungsreise werden, die mitunter nicht nur auf alle Kontinente führt, sondern den Planeten verlässt. Zu den originellsten Ausstellern zählt daher Theatrum Mundi aus Arezzo. Zu bestaunen und für 130.000 Euro zu erwerben ist hier ein Raumanzug, der mit seinem Träger Kosmonaut Gennadi Strekalow bereits im All unterwegs war. In der Koje bewegen sich die drei Betreiber der Galerie in ihrer eigenen Welt: Zu Originalkostümen aus Filmen wie den Ninjaturtles oder Spiderman werden Ägyptische Kanopen aus dem 7. Jahrhundert v.Chr. und Stücke der Renaissance kombiniert, dass es mitunter einen zweiten Blick braucht, um zwischen Hollywoodrequisit und original Antike zu unterscheiden.
Auch was die Preisspitzen angeht, erreicht die Brafa große Höhen. Mehrere Stände wagen sich in den Millionenbreich vor. Samuel Vanhoegaerden aus Knokke bietet Cy Twomblys „Untitled (Ramifications)“ von 1971 für 1,4 Millionen Euro. Mit Peter Femfert von Die Galerie aus Frankfurt am Main ist auch ein deutscher Aussteller in dieser Spitzengruppe. Er zeigt das Gemälde „The Contrarian“ (Öl/Leinwand) von Roberto Matta für 2,5 Millionen Euro, das aus dem Jahr 1945 stammt. Gerade zu diesem Zeitpunkt begann Matta einen intensiven Austausch mit Marcel Duchamps.
Surrealismus ist auch bei der Boon Gallery aus Knokke zu sehen. „L’Oracle“ von René Magritte befand sich drei Jahrzehnte in einer Privatsammlung, nun wird es auf der Brafa dem Markt zurückgegeben. Bei der Preiserwartung von vier Millionen Euro hat Galerist Christopher Boon wohl recht, wenn er als mögliche Käufer besonders an Sammler aus den USA denkt, wenngleich er das 1931 entstandene Werk auch gern in Belgien bleiben sähe.
Ob es sich hier schon um das teuerste Stück der Messe handelt, ist wahrscheinlich, allerdings könnte es diese Spitzenposition auch an einen Alten Meister abgeben müssen. Klaas Muller hält sich mit Hinweis auf eine Auflage der Versicherung bedeckt, welche Summe für die an seinem Stand ausgestellte „Jagd der Diana“ erforderlich wäre. Nach Forschungen des Rubenshuis ist es als Werk von Peter Paul Rubens anerkannt, auch wenn die Figuren in der historisch üblichen Arbeitsteilung von Paul de Vos, die Landschaft von Jan Wildens gemalt wurden. Die Komposition des Meisters war schnell sehr erfolgreich, mindestens acht Kopien, die noch im 17. Jahrhundert nach diesem Vorbild entstanden sind, sind dem Händler bekannt.
Der Erfolg der Alten Meister liegt Klaas Muller als Mitglied des Board der Messe am Herzen. Denn trotz solcher Gipfel hat diese Sparte auf der Brafa in diesem Jahr etwas abgenommen. Um die internationalen Sammler anzulocken, die für Werke dieser Klasse nötig sind, möchte er das Angebot Alter Meister im kommenden Jahr gern wieder erhöht sehen.
Von der aktuellen Abnahme profitieren die Antiken und die Tribal Art, deren Repräsentanten sich trotz der zeitgleichen Bruneaf in Brüssel eher für die Brafa entscheiden. Hier sind ungewöhnliche Stücke wie eine Maske aus der vergleichsweise selten im Handel vertretenen Region Tansania zu sehen, die Jacques Germain für 40.000 Euro anbietet.
Trotz herausragender Highlights befindet sich ein großer Teil der Messe in gemäßigten Preisregionen. Die Ausgewogenheit bleibt eine Balance-Aufgabe, die auch in den kommenden Jahren die Aufmerksamkeit ihrer Macher erfordern wird. Die Brafa dürfte daher auch in den kommenden Jahren in Bewegung bleiben, was ein schönes Lebenszeichen ist.