Im Pariser Salon du Dessin breiten 39 Händler ihre Schätze aus
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26.03.2019
Bereits 28 Jahre liegt die erste Pariser Messe für Papierarbeiten zurück. Seitdem wächst an der Seine bei den Sammlern nicht nur die Kennerschaft, es steigen auch die Preise. Einige der teuersten Werke beim Salon du Dessin zeigen Wienerroither & Kohlbacher aus Wien: Zu einem Frauenakt von Gustav Klimt, dessen Feinheit der Bleistiftführung bezaubert, gesellt sich das auf 1,9 Millionen Euro bezifferte Aquarell „Stehendes Mädchen, das Gesicht mit beiden Händen bedeckt“ von 1911, das Egon Schiele um die Finger herum leichtfüßig mit Bleistift skizzierte.
Die Anzahl der teilnehmenden Händler bleibt mit 39 konstant. Immerhin gönnt man sich vier Neuzugänge. Im Palais Brongniart findet sich neben dem Debütanten Christopher Bishop Fine Art (Milford/USA) auch die Lancz Gallery aus Brüssel, die mit dem belgischen Klassiker Leon Spilliaert auf Nummer sicher geht. Die Tuschezeichnung „Das Glasdach“ (1 Mio. Euro), die das menschenleere Atelier des Ostender Künstlers aus einer um die Jahrhundertwende gewagten Perspektive zeigt, verbindet fotografische Präzision mit symbolistischer Unheimlichkeit.
Die Genfer Galerie Grand-Rue hat Aquarelle von Salomon Corrodi im Gepäck, eines Schweizers, der die meiste Zeit seines Lebens in Italien verbrachte. Das Lob für seine Wasserfarben-Landschaften drang bis an den englischen Hof von Queen Victoria, die ihn 1861 mit einigen Werken beauftragte. Flankiert wird Corrodi von der „Studie einer alten Frau“, die Adolph von Menzel 1884 anfertigte. Der vierte im Bunde der Erstaussteller ist José de la Mano aus Madrid. Er setzt auf Zeichnungen von Alonso Cano, dem Begründer der Granadinischen Malerei und Hofmaler von Philipp IV. „Der Tod von Maria Magdalena“ von 1645–50 entstand kurz nach der Ermordung von Canos Frau Maria Magdalena de Uceda. Da der Maler unter Tatverdacht stand, kam er um die Folter nicht herum, wurde letztlich aber in Ermangelung eines Geständnisses wieder freigelassen und rehabilitiert.
In das 17. Jahrhundert entführt Stephen Ongpin Fine Art aus London mit den realistischen Porträts von Nicolas Lagneau. Er beweist höchstes Können bei delikaten Details: ein hängendes Kinn, kleine Augen im übermäßig behaarten Gesicht. Die Bildnisse finden sich heute in der Eremitage von St. Petersburg ebenso wie in der Wiener Albertina.
Blumenmotive geraten diesmal gleich mehrfach in den Fokus: Am Stand der Galerie Motte Masselink aus Paris entdeckt man einen floralen Eugène Delacroix („Zweige der Physalis“, 25.000 Euro) fern seiner romantischen und orientalischen Sujets, bei der Pariser Galerie AB Aquarelle von 1943 der Serie „Blumen“ (65.000 Euro), die Henri Matisse für die Vogue schuf. Der in die USA emigrierte Lyonel Feininger hegte zeitlebens eine Vorliebe für Häfen und Schiffe. Eines davon findet sich auf „Sommerabend“ von 1933. Es war im Besitz von Kurt Safranski, Mitarbeiter des Ullstein Verlags und nach seiner Flucht aus Nazi-Deutschland einer der Gründer der Black Star Bildagentur in New York.
Während Artur Ramon Art (Barcelona) spanische Zeichnungen von Vicente Carducho bis Pablo Picasso favorisiert, hat Dr. Moeller & Cie. (Hamburg) ausschließlich deutsche Beispiele aus 150 Jahren dabei, wie die zarten „Mohnblumen mit einer Kapsel und Blättern“ auf blauem Papier von Philipp Otto Runge. Sie stehen mit dem Preis von 80.000 Euro an der Spitze einer illustren Auswahl von Adolph von Menzel über Max Liebermann bis hin zu Lovis Corinth.
Salon du Dessin
Palais Brongniart, Paris
27. März bis 1. April