Über ein halbes Jahrhundert hat Gerhard F. Reinz den Kunsthandel in Deutschland geprägt. Nun versteigert Van Ham Höhepunkte seiner Sammlung
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03.05.2019
Als Verleger von Kunstbüchern und Druckgrafiken begann Gerhard Reinz seine Karriere in Berlin, doch es war seine Wahlheimat Köln, die für ihn zur Schaltzentrale wurde. Hier eröffnete er 1960 seine erste Galerie, hier ließ er in den Siebzigerjahren in der Helenenstraße die markante Architektur seiner Galerie Orangerie errichten.
Wenn er nicht gerade auf einer Kunstmesse wie der Art Basel oder der Arco in Madrid ausstellte, so hieß es in einem Nachruf von 2013, war „sein Ort die Galerie, sein Medium das Telefon“. Er handelte mit moderner und zeitgenössischer Kunst, von Matisse und Picasso bis hin zu Ernst Wilhelm Nay, mit dessen zweiter Frau er befreundet war, aber auch Michael Croissant oder Friedrich Meckseper.
Vor allem ist Reinz für sein berufspolitisches Engagement in Erinnerung. Er war Vorstand des Bundesverbands Deutscher Galerien (BVDG) und brachte das Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels (Zadik) mit auf den Weg. Die Art Cologne prägte er über viele Jahre – auch, indem er sich für junge Galerien stark machte. Für seinen Einsatz als Förderer des Kunstmarkts erhielt er 1998 den Art-Cologne-Preis.
Das Angebot bei Van Ham umfasst rund 100 Werke, vornehmlich von Galeriekünstlern wie Salvador Dalí, dem Reinz immer wieder nachreiste, um Drucke signieren zu lassen. Oder von dessen Landsmann Miguel Berrocal: Aus massivem Silber besteht sein knapp 25 Zentimeter hoher, 13 Kilogramm schwerer, glänzend polierter Torso „Goliath“. Zusammengesetzt aus 79 Einzelteilen, soll er 25 000 bis 35 000 Euro einspielen. Er stammt aus einer Edition von sechs Plastiken, die Reinz 1972 herausgab. Eine rund drei Meter hohe, kinetische Edelstahlskulptur von George Rickey aus dem Jahr 1984 stand auf der Kölner Dachterrasse des Kunsthändlers und ist jetzt auf mindestens 60 000 Euro geschätzt. Das Highlight der Auktion ist Ernst Wilhelm Nays große abstrakte Komposition „Chorisch Grau“ von 1960 mit einer Taxe von 300 000 bis 500 000 Euro. Außerdem kommen aus Gerhard Reinz’ Tribal-Art-Sammlung rund zwanzig Stücke unter den Hammer, denen sein ganz privates Interesse galt.