Der Grandseigneur der Kunstgeschichte, beliebte TV-Experte und WELTKUNST-Autor Carl Ludwig Fuchs ist überraschend verstorben. Christoph Bouillon vom Auktionshaus Van Ham erinnert sich
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27.08.2019
„Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Glanz.“ Dieses Zitat von Oscar Wilde könnte als Motto über dem Leben von Carl Ludwig Fuchs gestanden haben.
Er war ein Ausnahmemensch, ein Paradiesvogel im besten Sinne. Sein ungeheures Wissen und die unbeschreiblich charmante Art, dieses zu vermitteln, aber auch sein liebenswert Divenhaftes und sein Esprit machten ihn zu jemand ganz Besonderem. Der Bayerische Rundfunk bezeichnete ihn als einen der letzten Universalgelehrten. Er war ein Meister des gesprochenen Wortes, der stets geradlinig für seine Meinung eintrat.
Carl Ludwig Fuchs wurde am 2. Oktober 1945 in Aken an der Elbe geboren. Dort verbrachte er auch seine frühe Kindheit, bis seine Eltern aus politischen Gründen 1954 nach Westdeutschland gehen mussten. Für den jungen Carl Ludwig war dies die erste bittere Erfahrung in seinem Leben. Wie er selbst sagte, brach für ihn eine Welt zusammen. So musste er nicht nur die geliebte Heimat verlassen, sondern auch das herrschaftliche Haus der Familie, mit all seinen kostbaren Antiquitäten. Stattdessen lebte die Familie nun in einer nüchternen Wohnung im hessischen Korbach. Der Verlust dieses prächtigen Umfelds ließ in ihm den Wunsch aufkommen, sich zeit seines Lebens mit diesen schönen Dingen zu beschäftigen. Und so entschied sich Carl Ludwig Fuchs zu einem Studium der Kunstgeschichte. Dieses führte ihn zunächst nach Marburg, Wien, Hamburg und dann nach Heidelberg, wo er 1976 über die Innengestaltung und Möblierung des Schwetzinger Lustschlosses promovierte. 1978 begann seine Karriere am Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann als Abteilungsleiter und schließlich ab 2004 als stellvertretender Direktor. Sein profundes Wissen über das 18. Jahrhundert machte ihn zu einem begehrten Ratgeber. So war Fuchs maßgeblich an der Restaurierung und Einrichtung des Schwetzinger Schlosses beteiligt. Auch wirkte er bei der Neugestaltung des Rohrbacher Schlösschens, des Schlosses Amalienburg in München und des neuen Schlosses in Bayreuth mit.
Als Autor schrieb er mehrere Bücher über das Schwetzinger Schloss und über die kurpfälzische Porzellanmanufaktur Frankenthal. Als Mitautor verfasste er ein Buch über die Diamanten der Queen, was ihm als bekennenden Schmuckliebhaber sicher besonders viel Freude bereitet hat.
Anfang der 2000er-Jahre entschloss sich Carl Ludwig Fuchs, zurück in seine anhaltinische Heimat zu gehen, um dort seinen wohlverdienten Ruhestand zu genießen. Leider gelang es ihm trotz größer Anstrengungen nicht, den Familienbesitz in Aken zurückzukaufen. Durch einen großen Zufall stieß er in Dessau auf eines der wenigen erhaltenen Barockhäuser der Stadt, das Palais Minckwitz. Baulich in keinem guten Zustand, restaurierte er mit viel Liebe, Geduld und der entsprechenden Erfahrung dieses barocke Kleinod und machte es zu seiner eigenen Residenz. Als er die Archivalien des Hauses studierte, entdeckte er zu seiner großen Freude, dass dieses Palais ursprünglich im Besitz seiner Familie war. Stammte seine Mutter doch aus dem Hause der Ritter zu Isenburg. Das Palais Minckwitz erhielt ein Vorfahre der Familie von Fürst Leopold von Anhalt (1676-1747) als Abfindung für einen „fruchtbaren Seitensprung“ des Alten Dessauers. Und somit war auch Carl Ludwig Fuchs ein Nachfahre dieses schillernden barocken Lebemannes.
Für das Haus Anhalt und deren Schlösser setzte sich Fuchs nun unermüdlich ein. So war er maßgeblich an der Restaurierung und Neueinrichtung von Schloss Ballenstedt beteiligt. Auch der Schlösserverwaltung Wörlitz stand er als freier Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite. Insbesondere bei der Restaurierung von Schloss Mosigkau und dem Luisium konnte er seine jahrelangen Erfahrungen hilfreich einbringen.
Für seine Verdienste zeichnete ihn Eduard Prinz von Anhalt mit dem Großkreuz des askanischen Hausordens Albrecht des Bären aus. Darüber hinaus wurde er der Protokollchef dieses Ordens und verhalf ihm, mit seinem unermüdlichen Engagement, zu einer neuen Blüte.
Ein Millionenpublikum kannte und liebte Carl Ludwig Fuchs als Experte in der Kultsendung „Kunst + Krempel“ des BR Fernsehens. Mit seinem fast unerschöpflichen Wissen und der großen Gabe, dieses mit Herz und Charme zu vermitteln, war er eine der schillerndsten Persönlichkeiten dieser Sendung. Seit 1991 war er fast jeden Samstagabend ein gern gesehener Gast in deutschen Wohnzimmern. Mit seiner sonoren Stimme entführte er seine Zuschauer oftmals in seine geliebte Welt des 18. Jahrhunderts und machte sie mit deren Sitten und Gebräuchen vertraut. Stets perfekt gekleidet, in leuchtenden Farben, kombiniert mit historischen Schmuckstücken, entschied er vor laufender Kamera über Kunst oder Krempel. Und dies in einer unverwechselbaren, einfühlsamen Art und Weise, ohne jemals sein Gegenüber vor den Kopf zu stoßen.
Nach einer kurzen, schweren Erkrankung verstarb Dr. Carl Ludwig Fuchs plötzlich und unerwartet im Alter von 73 Jahren am 11. August 2019 in Leipzig. Am vergangenen Freitag, dem 23. August haben seine Familie, Freunde, Kollegen und Fans in einem zutiefst bewegenden Trauergottesdienst in der Johanniskirche zu Dessau Abschied von ihm genommen. Im Anschluss wurde er in seinem Geburtsort Aken an der Elbe beigesetzt.
Lieber Carl Ludwig, wir werden Dich unendlich vermissen. Requiescat in pace in Deiner geliebten anhaltinischen Erde.