Heute beginnt in Köln die Cologne Fine Art & Design. Ihr neuer Leiter Daniel Hug verleiht der Messe einen Modernisierungsschub
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20.11.2019
Schon das Sujet der zwei Sonderschauen darf man getrost als Weichenstellung verstehen. »Utopie der Form« heißt die eine, kuratiert vom Sammler P. C. Neumann und mit Blick auf Experimente in der Nachfolge des Bauhauses von Künstlern wie Donald Judd oder Robert Wilson zusammengestellt. Die andere, »Bauhaus original«, fügt sich mit Möbeln und Gebrauchsobjekten, Papierarbeiten und Bildern nahtlos in die Reihe diesjähriger Jubiläumsaktivitäten. Der Berliner Bauhaus-Händler Ulrich Fiedler kuratiert sie mit Beteiligung der Galerien Berinson und Derda.
Der alljährliche Künstlerpreis und die damit verbundene Sonderausstellung wurden ersatzlos gestrichen. Dafür kommt man den diesmal 95 Ausstellern mit einem Preis für den besten Stand entgegen. Aufatmen kann der »Young Collectors Room« für Objekte unter 5000 Euro, sein Fortbestand ist sicher. Sonst aber baut Daniel Hug, der trotz Leitung der Kunstmesse Art Cologne offensichtlich noch Kapazitäten hat, die Cologne Fine Art & Design gehörig um, solange die eigentliche Leiterin Cornelia Zinken in Elternzeit ist. Nicht nur der Internetauftritt kommt frischer und konzentrierter daher. Auch das Erscheinungsbild der Messe soll luftiger werden.
50 Jahre ist die erste Ausgabe der Westdeutschen Kunst und Antiquitätenmesse her, des Vorläufers der aktuellen Plattform. Unzählige Namen und Experimente später scheint der Zeitpunkt nun perfekt, um moderne und angewandte Kunst ebenso nachhaltig wie gewinnbringend miteinander zu kombinieren. Dafür steht etwa das Avantgardedesign der 1980er-Jahre, mit dem die Kölner Galerie Formformsuche auftrumpft: Es handelt sich um mit Wohnkonventionen brechende Objekte von Philippe Starck, die nach Figuren aus Science-Fiction-Romanen benannt sind. Oder um kitschverdächtige Liegegelegenheiten von Anna Golin, die den Neobarock einläuteten.
Ins echte Barockzeitalter entführt Viebahn Fine Arts mit der Figur eines »Borghese Gladiators«, der 1611 in der Villa von Nero in Nettuno gefunden und nach diversen Stationen im Louvre aufgestellt wurde. Ab Ende des 17. Jahrhunderts florierte der Handel mit Nachgüssen. Die Galerie bringt eine französische Ausgabe aus dem 18. Jahrhundert mit. Kostenpunkt: 28 000 Euro. Wer lieber im Empire schwelgt, gibt 1000 Euro dazu und bekommt eine bronzene Schwanenpendule. Die Tierplastik erinnert an eine Zeichnung von Schinkel.
Auf das von der Messe favorisierte Cross-over setzt die Brenske Gallery mit 70 russischen und griechischen Ikonen aus fünf Jahrhunderten, die sie mit den fließenden Farbräumen des US-Amerikaners Paul Jenkins kombiniert. Dessen Generationsgenossen hat Galerist Wilfried Utermann im Gepäck, den Maler Horst Antes etwa, Mitbe-
gründer der neuen figurativen Malerei. Für seine »Braune Figur und Architektur« von 1969/70 veranschlagt die Galerie 110 000 Euro. Bei der Galerie von Vertes aus der Schweiz ist der Epochenmix ebenfalls Programm: Das Angebot reicht von der Malerei eines Odilon Redon über Alexej von Jawlensky bis zu Yayoi Kusama und Gerhard Richter.
Beim ursprünglichen Konzept bleibt die Galerie Simonis im Segment Stammeskunst. Die Düsseldorfer zeigen eine Sonderschau mit den rituellen Yaka Power Figures aus dem südwestlichen Kongo. Die Erschaffer sahen die expressiven Skulpturen als Mittler zwischen sich selbst und den Kräften der Ahnen. Bleibt zu wünschen, dass auch die Cofa in ihrem Jubiläumsjahr bei aller nötigen Modernisierung nicht den Geist ihrer Gründer vergisst.
Kölnmesse, 21. bis 24. November