An Ostern erinnern wir uns daran, wie sich Jesus für die Menschheit opferte. Das zentrale Ereignis der Christenheit hat Künstler in allen Epochen bewegt und inspiriert. Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt zeigt in drei filmischen Werkbetrachtungen, wie das biblische Geschehen im Spätmittelalter dargestellt wurde und wie uns die Bilder von damals bis heute erreichen
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11.04.2020
Die Kunstgeschichte, die in Europa über viele Jahrhunderte vor allem eine Geschichte der christlichen Bilder war, bietet ein reiches, ja unerschöpfliches Anschauungsmaterial zur Passion Christi. Der Verrat am Gründonnerstag, die Kreuzigung am Karfreitag und die Wiederauferstehung am Ostersonntag – das wurde vom Mittelalter bis in die Moderne immer wieder auf eindringliche Weise dargestellt, um den Menschen vorzuführen, was den ihres Glaubens bildet: dass vor 2000 Jahren ein junger Mann, der Gottes Sohn war, durch seinen Tod die Sünden der Menschheit auf sich genommen hat. Schließlich ist Ostern das wichtigste Fest der Christenheit. Das Hessische Landesmuseum, das eine bedeutenden Bestand spätmittelalterlicher Altarbilder besitzt, beginnt seine neue Reihe „HLMD-Spotlights“ mit einem Osterspezial. In drei eingehenden Bildbetrachtungen erklärt der Sammlungskustos Thomas Foerster drei besondere Werke der deutschen Spätgotik in der Gemäldegalerie des Museums. Jedes zeigt das Geschehen eines Osterfeiertags. Die Bilderzählungen sind so anschaulich und voller Anteilnahme, dass sie uns auch nach 500 und 600 Jahren noch berühren. Die drei Filme mit Foersters Erläuterungen vor den Bildern sind auf Facebook (#HessischesLandesmuseumDarmstadt), Instagram (#landesmuseumdarmstadt) und YouTube zu sehen.
GRÜNDONNERSTAG: Der Meister L. Cz. ist nur durch sein Monogramm bekannt. Er wirkte im letzten Viertel vermutlich in Bamberg. Sein „Gebet Christi am Ölberg“ zeigt Jesus in der Nacht im Garten Gethsemane, vor ihm drei schlafende Jünger. Es ist der Moment, in dem er realisiert und akzeptiert, was auf ihn zukommen wird. Die Geschichte wird im Hintergrund weitererzählt. Dort sehen wir Judas im gelben Gewand, um den Hals der Geldsack mit dem Verrat verdienten Silberlingen. Links davon küsst er Jesus, es ist das Zeichen für die Soldaten, wen sie ergreifen müssen. Thomas Foerster erklärt alle Einzelheiten des Bildes sowie die Besonderheiten der „Todesangst-Christi-Ikonografie“
KARFREITAG: Der Meister des Obersteiner Altars muss ebenfalls einen Notnamen tragen. Er arbeitete im frühen 15. Jahrhundert am Mittelrhein, wahrscheinlich in Mainz; sein Hauptwerk ist der Flügelaltar in der Felsenkirche in Idar-Oberstein. Das Gemälde in Darmstadt, urprünglich Teil der Mitteltafels eines größeren Altars, zeigt eine „volkreiche Kreuzigung“. Kustos Foerster erklärt diesen Bildtypus und erläutert wie das Retabel, das urprünglich hinter einer Altarmensa stand, der Messe und der Kommunion ihren Kontext verlieh: Jesus gab seinen Leib und sein Blut. Indem die Gläubigen während der Eucharistiefeier Brot essen und Wein trinken, erinnern sie daran.
OSTERSONNTAG: Maria Magadalena entdeckt, dass der Sarg im Felsengrab leer ist, und trifft auf einen Mann, den sie für den Gärtner hält. Auf ihre Frage, ob er den Leichnam Christi weggetragen habe, nennt er ihren Namen und sie erkennt den Auferstandenen. Sie darf ihn nicht berühren: „Noli me tangere“. Das Bild, dem der dritte Kurzfilm gilt, stammt von Hans Baldung Grien, dem genialen und exzentrischen Schüler Dürers, dessen Werk bis vor wenigen Wochen in einer tollen Ausstellung der Kunsthalle Karlsruhe zu bewundern war. Die treue Jüngerin im Gefolge Jesu erfährt als Erste, dass er vom Tod auferstanden ist: Es ist der große magische Moment der Christenheit.
Die „Mittelalterlichen Bildbotschaften zu Ostern“ des Hessischen Landesmuseums auf Youtube: