Bonhams versteigert zwei frühe Netzbilder der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, die ihren Weg in die Kunstgeschichte wiesen
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10.05.2021
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 8
Für die Künstlerin Yayoi Kusama ist das Netz mehr als eine Masche – es bildet die Grundlage ihres gesamten Œuvres: 1958 begann die Japanerin in ihrem New Yorker Atelier auf Leinwänden pastose Farbbögen aneinanderzureihen, in deren Zentren der dunkle Bilduntergrund durchschimmerte. Tag und Nacht arbeitete die 25-jährige Malerin, bis die Manie in einen neurotischen Zustand umkippte, der zu einer Vision führte: „Ich stand vor der Leinwand und malte meine Netze, ich malte auf dem Tisch und auf dem Boden und schließlich bedeckte ich meinen Körper damit. Immer und immer weiter malte ich diese Netze, bis sie sich ins Unendliche ausbreiteten“, schreibt die Künstlerin in ihrer Autobiografie. Aus dieser „Infinity Net“ genannten Serie, die sie bis in die frühen Sechzigerjahre fortführte, entwickelte sich das bekannte Punktraster, das Kusamas Werke bis heute schmückt.
Die meisten „Infinity Nets“ malte sie mit weißer Farbe, es gibt aber auch einige in Rot, wie aktuell eine Retrospektive der Künstlerin im Berliner Gropiusbau zeigt. Und zwei solcher roten Bilder aus dem Jahr 1960 mit den Titeln „Hudson River“ und „Mississippi River“ versteigert nun Bonhams in New York, jeweils zur Taxe von 3 Millionen Dollar. Die Bilder stammen aus der Sammlung des japanischen Arztes Teruo Hirose, der die Malerin in den Sechzigern in New York behandelte. Aus Freundschaft schenkte sie ihm noch acht kleinere Papierarbeiten aus ihrer Frühphase in Japan (bis 1957), die ebenfalls zur Auktion kommen. Mit der Kunstgeschichte ist sie jedoch erst seit ihren Netzbildern verknüpft.