Baden und das Helenental

In der Kurstadt Baden besichtigen wir das Beethovenhaus und bestaunen das Arnulf Rainer Museum im ehemaligen Badehaus. Danach geht es weiter zu den Klöstern im Helenental

„Baden ist ein kleines Wien in Aquarell“ schrieb der Schriftsteller Moritz Gottlieb Saphir vor zweihundert Jahren. Noch immer herrschen in der Kur- und Kaiserstadt am Rande des Wienerwaldes sanfte Töne wie Kaisergelb und Champagner vor. Ihre Fassaden, selbst die klassizistischen und die im Biedermeierstil, die historische Parkmauer und die Stellwände in den Parkanlagen werden im Sommer zur Bühne des französisch-österreichischen Fotokunst-Festivals La Gacilly-Baden Photo. Zwischen Kurhaus, Stadttheater, Pestsäule und Eulenwiese sind auf einer Strecke von sieben Kilometern an die 1500 Werke nationaler und internationaler Spitzenfoto-grafen platziert. Die jährlich wechselnden Themen sind oft durchaus brisant und pointiert, keine leichte Kost. Unter dem Motto „Nordwärts“ zeigen vom 9. Juni bis 16. Oktober 2022 unter anderem Jonas Bendiksen, Nick Brandt und Christine de Grancy ihre Bilder aus Skandinavien.

In der Rathausgasse besuchen wir einen Superlativ der Musik. Siebenmal musste Ludwig van Beethoven umziehen, weil das fast gehörlose Genie seine Nachbarn mit dem Komponieren nervte. Im Beethovenhaus verbrachte er drei Sommer. Es befasst sich mit Leben und Werk, vor allem seiner letzten Sinfonie, der Neunten. Ein paar Häuser weiter macht der Kunstverein mit wechselnden Schauen auf sich aufmerksam, ebenso wie das Haus der Kunst am Kurpark. Beide setzen auf ihre Weise regionale Schwerpunkte.

Zu einem ungewöhnlichen Rendezvous lädt das ehemalige Frauenbad am Josefsplatz 5 mit dem Maler Arnulf Rainer ein. Das klassizistische Badehaus wurde für den 1929 in Baden geborenen Künstler, bekannt durch abstrakte Übermalungen von Bildern und Fotos, teils mit Fingern oder Füßen, denkmalgetreu restauriert. Durch die Zerstörung des Vorhandenen erschafft er Neues. Seine Werke hängen an den Wänden der Umkleidekabinen und der sakral anmutenden Baderäume. Unter wechselnden Aspekten konzipiert das Arnulf Rainer Museum Ausstellungen zum Werk des Künstlers.

Arnulf Rainer Museum Drei Tage in Niederösterreich
Im ehemaligen Frauenbad in Baden befindet sich das Arnulf Rainer Museum. © Romeo Felsenreich/Niederösterreich Werbung

Längst knurrt uns der Magen. Also gehen wir ins nahe Krennmayers in der Rathausgasse, das hervorragende regionale Spezialitäten serviert (unbedingt reservieren!). Danach checken wir im kunstverliebten Hotel At the Park ein. Vielleicht ist dort die Austrian Arts Suite frei.

Nachmittags ist ein Ausflug ins Helenental geplant, zum Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Österreich ist ein Klösterreich. Allein Niederösterreich zählt zehn davon. Das 1133 gegründete Gotteshaus gehört zu den ältesten und größten. Schon im Stiftshof lässt sich die lange Biografie ablesen – Romanik, Gotik, Barock. Prunk war den Mönchen im weißen Gewand fremd. Doch mit Raum wucherten sie. Die 21 Meter hohe romanisch-gotische Hallenkirche entfaltet ihren Zauber am eindrucksvollsten bei den Stundengebeten, die im gregorianischen Choral gesungen werden. Der vollständig erhaltene Kreuzgang von 1240 mit dem Lesegang und den schwarz-weißen Glasfenstern öffnet sich Besuchern nur bei Führungen.

Nahe der Klosterpforte hat Kunstmönch Pater Raphael seine Galerie. Der spät in den Orden eingetretene Bildhauer Wilfried Statt aus Berlin, Schüler von Jo Jastram, stellt hier seine fantasievollen Metamorphosen aus. Im Sinne eines Schöpfungsprozesses verwandelt er Baumrinde, Flechten und Moos in fragile Skulpturen, die er in Bronze gießt und die mal wie ein Adler, mal wie eine Taube und mal wie eine Fantasiegestalt aussehen.

Abends folgen wir dem guten Ruf vom Landgasthaus Stockerwirt nach Sulz. Dort werden klassische österreichische Spezialitäten auf Gourmetniveau serviert.

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