Am letzten Tag begeben wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit – dabei entdecken wir die Schätze im Musée de la Romanité, besuchen den alten Tempelbau Maison Carré und gehen zu Füßen eines Aquädukts schwimmen
3. Tag
ShareDie morgendliche Autofahrt dauert 45 Minuten und führt rund 2050 Jahre in die Vergangenheit. Denn in Nîmes locken besonders die Relikte aus der Epoche, als Kaiser Augustus die einstige Keltensiedlung an der Nemausus genannten Quelle zur römischen Colonia erhob. Fortan durfte man mit Annehmlichkeiten rechnen: Nîmes bekam seine Arènes gegen Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus, also kurz nach dem Bau des Kolosseums in Rom. Da das Amphitheater bemerkenswert gut erhalten ist, kann man leicht nachvollziehen, wie 24000 gallische Römer in das gigantische Bauwerk strömten, um sich von blutigen Gladiatorenkämpfen unterhalten zu lassen.
Den Arènes gegenüber liegt das Musée de la Romanité: Der mit einem lässig-leichten Gewand aus 6708 Milchglaskacheln verhüllte Quader bewahrt seit 2018 die archäologischen Schätze der Region. Dazu zählt das erst 2007 entdeckte Bodenmosaik von Penthée, das unter anderem durch wundervolle Vogeldarstellungen besticht. Kraftreserven erhalten wir bis 13 Uhr in Les Halles, den Markthallen, zurück, wo wir auch den Picknickkorb mit Brot, Käse, Salami und Oliven füllen können – für später.
Denn zunächst bewundern wir das im 4. Jahrhundert n. Chr. errichtete Maison Carré: Es ist der am besten erhaltene rechteckige Tempelbau der römischen Antike. Auf jeder Längsseite tragen elf korinthische Säulen oder Halbsäulen ein erneuertes Dach. Auch Architekt Norman Foster hat sich 1993 beim benachbarten Carré d’Art lieber vom römischen Platzhirsch inspirieren lassen, als gegen ihn aufzubegehren. Das Kunstmuseum wird bis zum 18. September durch die Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen der Berliner Künstlerin Nairy Baghramian transformiert, in dem sie die Ausstellungsräume zu vielschichtig interpretierbaren „Receception Rooms“ umdeutet. Zudem fungiert das Carée d’Art als temporäre Dependance der „Rencontres d’Arles“ und zeigt deshalb zwei Fotoschauen von Julien Creuzet (bis 4. September) und Sam Contis (bis 20. November).
Ein von Platanen gesäumter Kanal führt zur alten Quelle von Nîmes, die unter Augustus mit einem Tempel bedacht wurde, der noch als Ruine steht. 1745 wurde alles in die charmante barocke Gartenanlage des Jardin de la Fontaine integriert, dem Sonnenkönig Ludwig XIV. zum Gefallen. Eine kleine Fontäne sprüht dort auch heute.
Nîmes lechzte nach dem kühlen Nass. Das beweist, 30 Kilometer entfernt, die schönste Wasserleitung der Welt, die im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurde. In 49 Meter Höhe transportierten die drei Bogenreihen des Pont du Gard das Wasser über den Fluss Gardon. Zu Füßen des Weltkulturerbes gehen wir heute schwimmen. Anschließend machen wir es wie die Franzosen: Wir breiten die Picknickdecke aus und sehen zu, wie die Nachmittagssonne den Aquädukt mit goldenem Licht überzieht.