Unsere letzte Etappe führt uns von Piet Oudolfs Amphitheater in Bottrop über den Landschaftspark Duisburg-Nord bis zum Museum Küppersmühle
3. Tag
ShareDie letzte große Strecke beginnt in Bottrop, auch am dortigen Hauptbahnhof findet sich eine Radstation. Im nahen BernePark, der auf dem Gelände einer früheren Kläranlage gewachsen ist, hat der Niederländer Piet Oudolf ein Amphitheater für Pflanzen angelegt. Auf dem folgenden Radweg sieht die Emscher noch so aus wie in industriellen Zeiten, klein, braun und einbetoniert. Schön wird der Weg, als er zum Rhein-Herne-Kanal führt. Den Kanal entlang passieren wir die grüne Grenze nach Oberhausen. Auf Höhe einer kleinen Brücke steigen wir kurz ab und schieben zur anderen Seite, wo im Gehölzgarten Ripshorst ein Strommast die Hüften schwingt. Zauberlehrling ist ein Kunstobjekt der Berliner Künstlergruppe Inges Idee. Es geht zurück über die Brücke und vorbei am Gasometer, der schon Christo und Jeanne-Claude beschäftigte. Langsam wird das Umfeld wieder städtischer, und wir erreichen Slinky Springs to Fame, eine mehrfarbige Spiralbrücke von Tobias Rehberger. Herrlich angenehm gibt der Tartanboden nach, als wir sie zu Fuß überqueren. Am anderen Ufer warten Liegestühle, ein schöner Garten und die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, in der noch bis 11. September eine Schau mit Fotografien Linda McCartneys zu sehen ist. Wieder auf dem Rad geht es vorbei am Fußballstadion von Rot-Weiß Oberhausen und dann entlang der Emscher, die hier einen gesunden Eindruck macht. Wir biegen ein in den „Grünen Pfad“, der seinem Namen alle Ehre bereitet, und erreichen Duisburg.
Der erste Halt gilt Neustadt von Marta Dyachenko und Julius von Bismarck. Um Hochhäuser, Kirchen und Hallenbäder im Maßstab 1:25 wuchert das Unkraut, und beim Blick auf rostige Plattenbauten, die so klein sind wie ein Mensch, ergeben sich im wahrsten Sinne neue Perspektiven auf Städtebau und Vergänglichkeit. Ein Stück weiter beginnt der Landschaftspark Duisburg-Nord, ein besonders schönes Denkmal der Industriekultur. Wir stärken uns mit Pommes und Currywurst, der Spaziergang rund um die Ruinen der heute geschmähten Montanindustrie stimmt demütig und erinnert auch an den Verlust von Lebens- und Arbeitswelten, die der Wandel der Region gebracht hat.
Die letzte Etappe hat nach der toten Industrie nun eine noch lebendige zum Ziel: die Kläranlage Alte Emscher und das Hüttenwerk Bruckhausen der ThyssenKrupp AG. Vor dem Werkstor hat Nicole Wermers jüngst ihre Emscher Folly aufgebaut, eine Installation aus Fahrrädern, die sich vor den Schornsteinen im Hintergrund ducken. Der Weg zurück in die Innenstadt führt uns an einen Deich, dahinter öffnet sich der Blick auf den weiten und traumschön trägen Rhein und einen anderen Kulturraum, den Niederrhein.
Wir beenden unsere Fahrradreise, wie wir sie begonnen haben: in einem Museum. Das MKM Museum Küppersmühle hat vor einem Jahr einen fantastischen Erweiterungsbau erhalten, in dem vor allem Werke des Informel und der abstrakten Malerei der 1950er- und 1960er-Jahre hängen, also aus einer Zeit, in der auch das Ruhrgebiet noch ganz groß war.