Naumburger Dom

Marienaltar von Michael Triegel muss den Dom verlassen

Der Unesco ist das Werk zu modern, sogar der Weltkulturerbestatus ist in Gefahr. Der Marienaltar von Michael Triegel wird den Naumburger Dom wieder verlassen

Von WELTKUNST Redaktion
28.10.2022

Eigentlich ist die Begeisterung für den neuen Naumburger Altar von Michael Triegel groß. 1519 hatte Lucas Cranach der Ältere den Marienaltar für den Dom geschaffen, 1541 hatten Bilderstürmer die Mitteltafel zerstört. Vor vier Jahren beauftragten die Vereinigten Domstifter den für seinen altermeisterlich hyperrealistischen Stil bekannten Erfurter Künstler mit der Erschaffung einer neuen Mitteltafel. Eingeweiht im vergangenen Juli, fügt sie sich harmonisch zwischen Cranachs Renaissance-Seitenflügel ein. Für die Madonna saß die sechzehnjährige Tochter des Künstlers Modell, auch seine Frau, der Heilige Petrus mit Basecap, ein Rabbiner und Dietrich Bonhoeffer sind Teil von Triegels Sacra Conversazione. In der Presse wurde weitgehend positiv über den Altar berichtet, die F.A.Z schrieb von einem „Meisterwerk einer vergegenwärtigten Kunst-Religion.“ Die Besucherzahlen sind seit der Einweihung in die Höhe geschnellt, so die Domstifter, und die Leute kommen nicht mehr nur, um die berühmte romanische Skulptur der Uta von Naumburg zu sehen, sondern sie kommen für Triegel. Doch Ärger gibt es mit dem Denkmalschutz: der Unesco ist das Werk zu modern, sogar der Weltkulturerbestatus des Naumburger Doms ist in Gefahr. Nun wird der Altar nur noch bis zum 4. Dezember im Westchor des Naumburger Doms zu sehen, bevor er erst nach Paderborn und anschließend in weitere Städte reisen soll. Wie seine Zukunft aussieht, ist noch ungewiss. Am 24. November ist ein wissenschaftliches Kolloquium in Naumburg geplant, um über das Schicksal des Altars zu diskutieren.

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