Die Wiener Manufaktur Frey Wille pflegt die alte Kunst des Emaillierens. Von der Technik profitiert nicht nur Schmuck, auch Schreibgeräte werden so veredelt
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16.11.2022
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 206
Schmuckstücke aus Emaille sind heute selten. Dabei war das Emaillieren einmal sehr populär, bis in die Sechziger- und Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts war es ein beliebtes Hobby. Etwa wie heute das Töpfern. Es wurden nicht nur Schmuckstücke farbig gestaltet, sondern auch Alltagsgegenstände wie die Zifferblätter von Uhren, Dosen und Zigarettenetuis.
Heutzutage emaillieren nur noch wenige Schmuckdesigner ihre Stücke. Es ist eine anspruchsvolle Technik. Wer auf hohem Niveau emailliert, muss sich in der Farbenlehre, der Kompositionslehre und dem Goldschmiedehandwerk auskennen. Außerdem braucht es auch gute Nerven. Denn viele Stunden Arbeit können beim Brennen im Ofen einfach zerspringen.
Einer der Juweliere, die noch heute brillante Emaille fertigen, ist der Wiener Manufakturbetrieb Frey Wille. Die Werkstatt wurde 1951 von der Wiener Künstlerin Michaela Frey gegründet. 1970 trat der Jurist Friedrich Wille in das Unternehmen ein und führte es nach dem Tod der Gründerin alleine weiter. Ab 1980 modernisierte Simone Grünberger, eine Künstlerin der Wiener Akademie für Angewandte Kunst, die Designsprache der Schmucklinie und wurde stilprägend bis heute.
Jedes Schmuckstück bei Frey Wille entsteht größtenteils in Handarbeit. Jeweils wird Emaille zusammen mit 18 Karat Gold verarbeitet. Als eine von wenigen Schmuckmanufakturen stellt Frey Wille auch Schreibinstrumente her. Die Füllfederhalter zeichnen sich durch reichhaltiges Dekor auf der Kappe und eine Feder aus 14kt Gold aus. Die Kollektionen haben Namen wie „Alexander the Great“, „Lion of Babylon“, „Etruscan Dolphins“ oder „San Marco“. Die Motive und Ornamente führen jeweils in ferne Welten.
All den Modellen gemeinsam ist die hochfeine Verarbeitung. Zunächst wird für jedes Motiv bei Frey Wille eine Vorlage erstellt. Dies kann ein Fantasiemotiv sein oder das Werk eines Künstlers wie Gustav Klimt oder Claude Monet, wie sie bei Frey Wille schon für Schmuckstücke interpretiert wurden. Anschließend wird der Vorlage entsprechend die Emaille-Miniatur erstellt. Beim Feueremaillieren wird feinstes Glaspulver auf eine Metalloberfläche aufgebracht und schließlich bei etwa 800 Grad verschmolzen. Es gibt verschiedene Emailletechniken, bei denen zum Teil die einzelnen Farbfelder mit gebogenem Draht voneinander getrennt werden. Beim freien Emaillieren werden die Farben hingegen direkt aufgetragen, wie bei einem Gemälde. Die Partikel sind dabei in einem Brei gelöst, der sich auftragen lässt wie Farbe. Es ist allerdings eine Arbeit, die keinerlei Korrekturmöglichkeiten zulässt. Dazu muss man beachten, dass sich verschiedene Farbpulver beim Brennen leicht unterschiedlich verhalten können, was eine Arbeit ruinieren kann. Am Ende wird das kleine Glaskunstwerk auf den Füllfederhalter montiert – und man hat das perfekte Schreibutensil. Leider kann man selbst mit goldener Feder noch viel Unsinn schreiben, aber das ist ein Problem, das auch Künstlerinnen und Künstler nicht lösen können.