Eine Rückgabe des Berliner Pergamonaltars und der Nofretete-Büste in die Herkunftsländer ist vom Senat nicht geplant. Das sagte Berlins Justizsenatorin Lena Kreck am Mittwoch im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses
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12.01.2023
„Der Senat strebt nicht an, die Nofretete und den Pergamon-Altar wieder zurückzugeben“, sagte Berlins Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) am Mittwoch im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses.
Kreck widersprach damit indirekt ihrer Staatssekretärin Saraya Gomis (parteilos), die sich kürzlich in einem Interview für eine Rückgabe ausgesprochen hatte. „Ich persönlich bin dafür, dass der Pergamonaltar und die Nofretete-Büste zurückgegeben werden“, hatte Gomis dem Tagesspiegel gesagt und hinzugefügt: „Aus einer Antidiskriminierungsperspektive muss man sagen: All die Kulturgüter aus anderen Weltregionen gehören nicht uns, sie sind unrechtmäßig hier.“
Kreck sagte weiter, es gebe verschiedene Perspektiven auf die Rechtmäßigkeit des Besitzes des Pergamonaltars und der Nofretete-Büste sowohl im juristischen und moralischen Sinn. Sie begrüße daher die Debatte zu dem Thema.
Die Nofretete ist ein Touristenmagnet. Die um 1340 vor Christus gefertigte Büste der Hauptgemahlin von Pharao Amenophis IV. steht im Berliner Neuen Museum, das zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehört. Sie wurde nach Stiftungsangaben nicht illegal außer Landes gebracht. Sie sei im Rahmen einer von der ägyptischen Antikenverwaltung genehmigten Grabung gefunden worden. Dabei sei wie damals üblich eine Fundteilung vereinbart worden.
James Simon, der die Grabung finanziert hatte, schenkte die Büste zusammen mit anderen Grabungsfunden 1920 den Berliner Museen. Diese Grabungs- und Fundteilungsgeschichte ist laut Stiftung dokumentiert, aufgearbeitet und publiziert. Von ägyptischer Seite gibt es immer wieder private Initiativen für eine Rückgabe der Nofretete. Eine entsprechende Forderung von Seiten des Ägyptischen Staates liegt laut Stiftung nicht vor.
Der Altar von Pergamon stammt aus ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor der Zeitenwende. Er stand auf dem Burgberg der kleinasiatischen Stadt Pergamon und wurde Ende des 19. Jahrhunderts bei Grabungen entdeckt. Die Präsentation im danach benannten Pergamonmuseum auf der Museumsinsel geht auf einen Vertrag zur Fundteilung zwischen der deutschen Regierung und dem Osmanischen Reich, aus dem die Türkei hervorging, nach Verhandlungen 1878/79 zurück. Von unterschiedlich legitimierter türkischer Seite gibt es immer wieder mal Vorstöße in Richtung einer Rückgabe. (dpa)