Kunstwissen

Preußen ist nicht das Problem

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz leidet unter einem großen Reformstau. Nun soll eine Umbenennung Aufbruch signalisieren – doch die wahren Herausforderungen liegen woanders. Ein Kommentar

Von Sebastian Preuss
17.01.2023

Ungetrübter Beliebtheit konnte sich Preußen nie erfreuen, weder in den Jahrhunderten seiner Existenz noch nach seiner Auflösung im Jahr 1947. Für die einen ist es bis heute ein Musterbeispiel an Staatsorganisation, Geisteshaltung und Kultiviertheit, für die anderen steht es für Militarismus und Obrigkeitshörigkeit. Nur eines ist klar: Aus der deutschen Geschichte ist Preußen nicht zu löschen. Genau dies aber hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Sinn, wenn sie das missliebige Wort aus dem Namen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) tilgen will. „Was haben Andy Warhol und Joseph Beuys mit Preußen zu tun?“, ist eines ihrer dürftigen Argumente. Der Name der SPK bringt für sie nicht „die Weltläufigkeit der Kulturgüter zum Ausdruck“. Was Roth nicht anerkennen will: Der Titel der Stiftung erklärt sich aus der Katastrophe des Nationalsozialismus und des von Deutschland angezettelten Weltkriegs. Die 1957 gegründete SPK trug die verstreuten Kunstschätze, Bibliotheken und Archive des untergegangenen Preußens wieder zusammen und integrierte sie in das Kulturleben der jungen Bundesrepublik. Das war eine große Leistung der Demokratisierung. Dass die Stiftung seit Jahren einen gewaltigen Reformstau aufgetürmt hat und immer wieder für negative Schlagzeilen sorgt, wird sich mit einer Umbenennung kein bisschen ändern. Claudia Roth sollte sich lieber mit den unbequemen Fragen der Administration, der Kompetenzen und der Budgetverteilung auseinandersetzen. In Preußen konnte man das – und baute genau damit in Berlin Museen auf höchstem kunsthistorischen und wissenschaftlichen Niveau auf.

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