Wir nähern uns Picasso auf der Plaza de la Merced, besuchen sein Geburtshaus und schauen uns an, wie die Stadt den fünfzigsten Todestag des Künstlers zelebriert
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ShareSchwarze Sandstrände, der Duft von Jasmin und gegrillten Sardinen, das Licht der Sonnenküste: An seinen Geburtsort erinnerte sich Pablo Picasso in Synästhesien. „Schau, dort im Süden liegt Málaga“, seufzte der Exilant sehnsüchtig an der Côte d’Azur. Gerade einmal zehn Jahre – von 1881 bis 1891 – hatte er in der andalusischen Hafenstadt gelebt. Zu Beginn der Franco-Diktatur schwor der Künstler, keinesfalls nach Spanien zurückzukehren, bevor das Land nicht erneut eine Republik sein würde. Ohne die Heimat je wiederzusehen, starb Pablo Picasso vor fünfzig Jahren in Mougins.
Wie sich Málaga für dieses Jubiläum herausputzt! Alle Gebäude, die irgendwie mit Picassos Familiengeschichte verbunden sind, erhalten besondere Schilder, kostenfreie Audioguides leiten durch die Quartiere, und die Restaurants kreieren von seiner Kunst inspirierte Gerichte. Málaga und Picasso: Das ist auch die Geschichte einer unerfüllten Liebe. Die großen Meisterwerke hängen in Madrid und Barcelona, in New York und Paris, während der Reiz der Heimatstadt in der irrlichternden Präsenz ihres berühmtesten Sohnes liegt.
Wir nähern uns Picasso auf der Plaza de la Merced, unter den Jacarandabäumen sitzt er als Bronzefigur auf einer Marmorbank. Doch vor dem Mythos war das Kind, das auf dem weitläufigen Platz den Tauben nachjagte. Sein Geburtshaus an der Ecke beherbergt heute ein Museum mit einem im Stil der Zeit eingerichteten Salon, der das großbürgerliche Milieu erahnen lässt, in dem Picasso aufwuchs. Der Vater unterrichtete Zeichnen an der Escuela de Bellas Artes de San Telmo und war als Konservator am Stadtmuseum tätig. Neben Memorabilien wie Taufkleid und Zinnsoldaten sind erste Schöpfungen des begabten Kindes zu sehen. Eigentlicher Schatz ist jedoch die bedeutende druckgrafische Sammlung sowie eines der originalen Skizzenbücher mit vorbereitenden Zeichnungen für Picassos Schlüsselwerk „Les Demoiselles d’Avignon“ aus dem Jahr 1907.
Das Taufkleid vor Augen begeben wir uns zur nur wenige Schritte entfernten Iglesia de Santiago in der Calle Granada. Im barocken Innenraum der 1490 gegen Ende der Reconquista geweihten, somit ältesten Pfarrkirche Málagas empfing das Baby sein erstes Sakrament. Vom ursprünglichen MudéjarDekor sind ein zugemauertes Portal samt Flechtbandmuster und der Kirchturm mit SebkaVerzierung erhalten. Wir bleiben auf dieser Straße, um zum Picasso-Museum zu gelangen, und passieren das mittelalterliche Judenviertel, die Judería, deren sephardische Bewohner 1492 aus Spanien vertrieben wurden. Seit 2004 bemüht sich die Stadt um die Freilegung vorhandener Reste.
Einen Teil des Karrees hat sich das 2003 eröffnete Museo Picasso Málaga einverleibt, das der amerikanische Architekt Richard Gluckman wie ein pueblo blanco aus weißen Kuben gestaltete. Der Haupteingang befindet sich im Palacio de Buenavista, ein Palast aus dem 16. Jahrhundert mit maurischer Deckentäfelung und Renaissance-Innenhof. Den Kern der 400 Werke umfassenden Sammlung bilden Schenkungen von Picassos Schwiegertochter Christine und deren Sohn Bernard: Arbeiten quer durch alle Schaffensperioden, die der Künstler nie verkaufen wollte, sondern im Atelier behielt. So zeichnen die in immer neuen Konstellationen präsentierten Exponate ein persönliches Bild voller Farbe, Familienfreuden, Komik, aber auch Krieg und Terror hallen nach. Das Jubiläumsprogramm beginnt hier im Mai mit einer Skulpturenausstellung, welche die Rolle des Körpers bei Picasso beleuchtet.
Nach diesem PP-Festival stärken wir uns um die Ecke in der Bodega El Pimpi, einer gegen Nepp resistenten Institution. Miteigentümer ist der Schauspieler Antonio Banderas, der in einem Penthouse wohnt mit Premiumblick auf die große Pimpi-Terrasse, das unter Kaiser Augustus erbaute römische Theater sowie die Alcazaba. Im 9. Jahrhundert wurde diese Festung römischen Ursprungs von den Mauren erneuert und den Gouverneuren der Stadt als Residenz zugewiesen. Noch wenige Wochen, dann duften in ihren Gärten Jasmin und Orangenblüten. Aromen, Farben, Strukturen, ein Spiel aus Licht und Schatten in den Gängen und die Wasserbecken in den gefliesten Innenhöfen halten die äußere Welt fern. Der mit Hufeisenbögen, Arabesken und Stuckarbeiten verzierte Festungspalast trägt zu Recht den Beinamen „kleine Alhambra“. Durch Mauern ist die Zitadelle mit dem Castillo de Gibralfaro verbunden. Da es keinen direkten Zugang gibt, müssen wir erst wieder ein gutes Stück bergab, um über die gepflegte Parkanlage Jardines de Puerta Oscura dorthin zu gelangen. Ebenfalls phönizischen Ursprungs, wurde die Burg unter dem Nasridenherrscher Yusuf I. im 14. Jahrhundert umgebaut und liegt hoch über der weit geöffneten Bucht von Málaga. Obwohl große Teile der Festung zerstört sind, lohnt der 20-minütige Aufstieg wegen der Aussicht auf die Stierkampfarena Plaza de Toros de la Malagueta, den Hafen und die Stadt. Der Genuss des abendlichen Lichtermeers lässt sich bei einer Übernachtung im Hotel Parador de Málaga auf dem Gipfel des Gibralfaro beliebig ausdehnen.