Churros und Historie

Wir beginnen unseren Tag mit heißen Churros in der Casa Aranda, flanieren durch die Altstadt rund um das Museo Carmen Thyssen und entdecken die historischen Schichten der Stadt bei einem Besuch im Museo de Málaga

2. Tag

Den nächsten Morgen begrüßen wir in der alteingesessenen Casa Aranda mit einer Sünde: Churros – heißes, gezuckertes Brandteiggebäck –, eingetaucht in café con leche oder chocolate. Dann schlendern wir in Richtung Museo Carmen Thyssen, vorbei an San Juan Bautista. Die farbenprächtige Rautenparkettierung an der Fassade dieser alten Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert, wirkt aber wie Op-Art. In den vergangenen Jahren haben sich in den schmalen Gassen und malerischen Winkeln rund um das Museum etliche Vintage-Boutiquen, Galerien und Szenecafés angesiedelt. 2011 brachte Baronin Carmen Thyssen-Bornemisza spanische Malerei aus ihrer Privatsammlung in den Renaissancebau Palacio de Villalón ein, der Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert, insbesondere auf den Werken des andalusischen Costumbrismo. Diese sich aus der Welt von Flamenco und Stierkampf nährende Genremalerei ist wie der liebliche Málaga-Wein: wohldosiert zu genießen, doch viel komplexer als das Vorurteil. Nun flanieren wird durch diesen gemütlichen Teil der Altstadt zur ältesten und größten Markthalle mit ihren spektakulären Buntglasfenstern und bestellen an der Theke der Café Bar Mercado Atarazanas einen Teller Gambas vom Grill, bevor die Zeit reif ist für Málagas marmorgepflasterte Prachtmeile. Die Calle Marqués de Larios, benannt nach dem Zucker- und Textilfabrikanten, wurde im 19. Jahrhundert angelegt – als Verbindung zwischen Hafen und Plaza de la Constitución, dem pulsierenden Zentrum der Stadt. Patrizierhäuser mit abgerundeten Ecken ergeben ein Straßenbild, zu dem sich der Architekt Eduardo Strachan von der Eleganz Chicagos anregen ließ.

Alcazaba Málaga
Die einst römische Festung Alcazaba wurde im 9. Jahrhundert erneuert. © benedek/istockphoto

Von hier aus ist es ein Katzensprung zur Catédral de la Encarnación, die die Malagueños liebevoll „La Manquita“ nennen, „kleine Einarmige“, da von zwei ursprünglich geplanten Türmen nur einer vollendet wurde. 1528 begonnen, wurden die Bauarbeiten an diesem Renaissancejuwel 1783 eingestellt. Der Innenraum wirkt eher nüchtern, ganz im Gegensatz zu den 40 Heiligenfiguren am Chorgestühl, die der Barockbildhauer Pedro de Mena mit religiöser Expressivität ausgestattet hat. Barocken Überschwang vermittelt auch die Fassade des Bischofspalasts von Antonio Ramos.

Für das bloß zwei Gehminuten entfernte Museo de Málaga nehmen wir uns besonders viel Zeit, um zu einem tieferen Verständnis der Stadt zu gelangen. Seit sechs Jahren empfängt es seine Gäste in einem sanierten neoklassizistischen Zollgebäude. Unter dem futuristischen Dach aus Aluminiumschindeln, die silbrig wie Sardinenhaut in der Sonne schillern, sind Bestände des Museums der Schönen Künste und des Archäologischen Provinzmuseums vereint. Ein Rundgang einschließlich Schaulager zeigt die historischen Schichten Málagas auf: neolithische La-Almagra-Kultur, phönizische Gründung, das Nasriden-Emirat, die Reconquista der Katholischen Könige, das Goldene Zeitalter im 19. Jahrhundert, als das liberale Bürgertum die Stadtentwicklung vorantrieb, Krieg und Franquismus und schließlich die Wiederentdeckung der Freiheit. Gar nicht sattsehen kann man sich an den antiken Artefakten aus der Sammlung der Marqueses de Casa Loring und der lichtgesättigten Malerei Enrique Simonets. Picasso ist ein monografischer Saal rund um die Mappe „Faunes et Flore d’Antibes“ gewidmet. Diese Eindrücke lassen wir beim tapeo in der Altstadt nachklingen, das heißt, wir ziehen, beginnend mit der Taberna Uvedoble, auf einen Happen und ein Glas von Bar zu Bar. 

Weiter zu Tag 3

Zur Startseite