Wir verlieren uns zwischen Tempeln, Riesenbambuswurzeln und Sukkulenten, erkunden das Hafenviertel Soho mit dem Fahrrad und lassen unsere Kunstreise im Centre Pompidou Málaga ausklingen
3. Tag
ShareGestern lernten wir die Markgrafen von Casa Loring als Mäzene kennen, heute besuchen wir ihre einstige Finca La Concepción etwas außerhalb der Stadt und verlieren uns zwischen Tempeln, Nymphenbecken, Riesenbambuswurzeln und Sukkulenten des botanischen Gartens, den Jorge Loring und seine Frau Amalia Heredia ab 1855 hier anlegten. Zurück in der City mieten wir uns ein Fahrrad, um die sich stark verändernden Quartiere am Meer zu erkunden. Denn Málaga hat nicht nur den Touristenansturm zu bewältigen, sondern auch urbanistisches Chaos und Gentrifizierung, die unter anderem mit der zunehmenden Anziehungskraft für internationale IT-Unternehmen einhergeht. Das einst so triste, marode Hafenviertel Soho haben Graffitikünstler aus aller Welt in eine freundliche Freiluftgalerie verwandelt. Auch ein Pablo Picasso mit Sprühdose blickt wie frisch ertappt von einer Wand herab – das Werk des italienischen Sprayers TVBoy. Ein Herzensprojekt von Antonio Banderas ist das Teatro del Soho, wo der in seine Geburtsstadt zurückgekehrte Hollywoodstar gerade ein Picasso-Musical produziert.
Als Kontrastprogramm zur Picassomania eignen sich die bis 5. März im Centro de arte contemporáneo ausgestellten totemistisch-abstrakten Stadtlandschaften des valencianischen Bildhauers Miquel Navarro. Wie ein Tortenstück schmiegt sich das schöne Artdéco-Gebäude zwischen die Stadtteile Soho und El Perchel. Auf der Promenade der Playa Sant Andrés radeln wir zum Chiringuito Litoral Pacífico und lassen uns in der Strandbude einen espeto de sardinas, auf Schilfrohr gespießte Grillsardinen, schmecken. Danach steht die Königliche Tabakfabrik aus den 1920er-Jahren auf dem Programm. Hier lockt das Museo Automovilístico y de la Moda mit einer kuriosen Kombination von Haute Couture und sündteuren Oldtimern.
Nun kehren wir um zum Hafen und zur Food- und Einkaufsmeile Muelle Uno. Strahlend weiße Architekturen lassen die schmuddelige Vergangenheit der Kaianlage vergessen. Der bunte Glaskubus des Centre Pompidou Málaga ist weithin sichtbar, im unterirdischen Teil finden Wechselausstellungen statt. Mit Picasso setzt sich die Museumsfiliale derzeit minimalistisch-subtil auseinander. So fängt die Installation des mallorquinischen Künstlers Bernardí Roig das Licht in einem vertikalen Labyrinth ein, in dem ein Minotaurus gefangen gehalten wird. Wen sonst symbolisiert der mythische Stiermensch, wenn nicht das unersättliche Genie: Picasso verschlang die Frauen, das Licht, die Lebenskraft des Meeres und blieb immer ein Bewohner der Küste. Obschon ihm seine Heimatstadt an der Costa del Sol lediglich als Erinnerung greifbar war, ist er doch in seiner Kunst und den zeitgenössischen Reflexionen zu ihr zurückgekehrt.