David Bowie bekommt posthum ein festes Zuhause in seiner Heimatstadt: Das Victoria and Albert Museum erhält einen riesigen Archivschatz aus dem Nachlass, der in einem Kulturzentrum zu sehen sein wird, das die vielen Gesichter des Pop- und Rockstars zeigen soll
Von
23.02.2023
Das Victoria and Albert Museum in London (V&A) hat einen riesigen Schatz aus dem Nachlass von Popikone David Bowie erhalten. Das Archivmaterial mit mehr als 80 000 Stücken sei ein Geschenk der Nachlassverwaltung, gab die Einrichtung am Donnerstag bekannt. Den Fundus aus Kostümen, Musikinstrumenten, Briefen, Fotos, Songtexten und vielem mehr bekommt die Öffentlichkeit aber erst 2025 zu sehen: Dann sollen die Schätze im neuen David-Bowie-Zentrum für die Erforschung darstellender Künste ausgestellt werden, das Teil eines V&A-Ablegers sein soll, für den gerade im Olympiapark im Osten der britischen Hauptstadt ein Komplex errichtet wird.
Das Zentrum werde sowohl Fans als auch Fachkundigen Einblicke in die kreativen Schaffensprozesse Bowies gewähren, der 2016 im Alter von 69 Jahren in New York starb, teilte das V&A weiter mit. Kate Bailey, Chefkuratorin für Theater und Performancepraxis des Museums, würdigte das Archiv als außergewöhnliches Zeugnis eines Schöpfers, dessen „Leben Kunst war“.
„Bowie war ein Universalgebildeter, er war facettenreich. Er ließ sich von allen Genres und Disziplinen inspirieren“, sagte Bailey. Er sei ein Künstler gewesen, dem es tatsächlich gelungen sei, in seinem Schaffen eine Kehrtwende zu vollziehen. Bowie habe aus der Literatur geschöpft, aber ebenso aus der Kunstgeschichte – und den Orten, die er besucht habe.
Der 1947 in London als David Jones geborene Bowie erfand sich in seiner aktiven Zeit fortwährend neu – und wurde als Künstler selbst zur Kunstfigur, indem er Bühnenpersönlichkeiten erschuf und später wieder sterben ließ, deren Stile von Folkrock bis Glamrock über Soul und Elektro eine breite Musikpalette abdeckten. Zugleich vermengte Bowie cineastische und theatralische Einflüsse, etwa aus dem in der Stummfilmzeit in Deutschland entstandenen expressionistischem Film und dem japanischen Kabuki-Theater. Mit seiner Vielseitigkeit hat er wiederum viele Musiker, Filmemacher, Modedesigner und die Werbebranche inspiriert.
Zu den Gegenständen aus Bowies Archiv, die dem V&A übereignet wurden, gehört Ikonisches wie ein knallbunter wattierter Overall, den Modedesigner Freddie Burretti für dessen Alien-Rockstarfigur Ziggy Stardust entwarf. Auch Kansai Yamamotos futuristische Kreationen für Bowies Tournee für sein Album „Aladdin Sane“ im Jahr 1973 sind dabei, zudem ein Mantel mit Union-Jack-Motiv, den Bowie und Stardesigner Alexander McQueen für das Cover seiner Platte „Earthling“ von 1997 kreierten.
Andere Schätze sind persönlicher, etwa Briefe, handgeschriebene Texte für Songs wie „Heroes“ sowie Notizbücher, die Bowie zeit seines Lebens nutzte. In dem Fundus finden sich zudem mehr als 70 000 Fotos, Dias und Bilder. Das Victoria and Albert Museum sicherte sich neben dem reichhaltigen Material eine Spende in Höhe von zehn Millionen Pfund (rund 11,3 Millionen Euro) von der Blavatnik-Familienstiftung und dem Label Warner Music Group für Unterbringung und Ausstellung von Bowies Archiv im geplanten Kunstzentrum im Osten Londons. Indem „das Lebenswerk von David Teil der Nationalsammlung des Vereinigten Königreichs wird, erhält er seinen rechtmäßigen Platz unter vielen anderen Kulturikonen und künstlerischen Genies“, hieß es in einer Erklärung der Nachlassverwaltung. (dpa)