Die Stadt Düsseldorf will einen jahrelangen Streit mit der kanadischen Nachlass-Stiftung des jüdischen Kunsthändlers Max Stern beilegen und ein Gemälde zurückgeben
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24.03.2023
Die Stadt Düsseldorf will einen jahrelangen Streit mit der kanadischen Nachlass-Stiftung des jüdischen Kunsthändlers Max Stern beilegen und ein Gemälde zurückgeben. Der Kulturausschuss der Stadt werde am Donnerstag in nicht öffentlicher Sitzung über die Rückgabe des Gemäldes „Die Kinder des Künstlers“ (1830) von Friedrich Wilhelm von Schadow abstimmen, sagte Kulturdezernentin Miriam Koch am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Alle demokratischen Fraktionen hätten Zustimmung zur Restitution signalisiert. Endgültig besiegeln wird der Stadtrat die Rückgabe des Bildes an das Max Stern Art Restitution Project im April.
Nach einer jahrelangen Kontroverse um die Würdigung des von den Nazis verfolgten Kunsthändlers Max Stern (1904-1987) vollzieht Düsseldorf damit eine Kehrtwende. Die Stadt könne „nicht belegen, dass es kein Restitutionsfall ist“, sagte Koch über das Schadow-Gemälde. Mit Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) habe sie vereinbart, dass es ein „gutes Signal“ wäre, sich in dem Streit zu einigen, ohne die Beratende Kommission zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts anzurufen.
Der Einigungsvorschlag sieht vor, dass die Stadt Düsseldorf die Restitution formal beschließt und die kanadische Stiftung das Schadow-Gemälde nach Zahlung eines „angemessenen“ Preises in der NRW-Landeshauptstadt belässt. Damit werde „ein neuer Zeitabschnitt“ in der Zusammenarbeit zwischen Düsseldorf und der Max-Stern-Stiftung eingeläutet, sagte Koch.
Das Max Stern Art Restitution Project reagierte positiv auf die Ankündigung. „Obwohl es noch keine endgültige Vereinbarung zwischen der Stadt Düsseldorf und der Stern-Stiftung gibt, haben uns Vertreter der Stadt mitgeteilt, dass ein offizielles Verfahren zur Rückgabe des Gemäldes im Gange ist“, sagte Direktor Clarence Epstein der dpa. Wenn eine Einigung erzielt werde, freue sich die Stiftung darauf, „diesen wichtigen Moment zu nutzen, um mit der Reparatur und dem Wiederaufbau der Arbeitsbeziehung zu beginnen, die vor mehr als 20 Jahren zwischen uns entstanden ist“.
Max Stern wurde 1937 von den Nazis zur Auflösung seiner Düsseldorfer Galerie gezwungen. Er konnte nach Paris und London fliehen und gelangte 1941 nach Kanada, wo er einen erfolgreichen Neuanfang schaffte. In dem kanadischen Projekt forschen drei Universitäten nach Kunstwerken aus der Sammlung. Mehr als 20 Werke wurden von Museen und über den Kunsthandel inzwischen zurückgegeben. (dpa)