Bild des Tages

Der Küchenmeister

Er begründete mit Yves Klein den Noveau Réalisme, und seine Eat Art machte das Kochen zum schrägen Happening. Nun wird Daniel Spoerri 93 Jahre alt

Von Lisa Zeitz
27.03.2023

Ein Leben als Happening? Heute feiert Daniel Spoerri seinen 93. Geburtstag. Wer sich in seine Kunst und die Daten seiner Biografie vertieft, dem kann schon ein bisschen schwindelig von all den Stationen dieses Freigeists werden. Geboren am 27. März 1930 in Rumänien als Daniel Isaac Feinstein, kam er als Kind in die Schweiz, wurde erst Kaufmann und dann, nach dem Studium in Zürich und Paris, Tänzer. Am Stadttheater Bern inszenierte er Theaterstücke der Avantgarde, er lebte in den Fifties als Regieassistent in Darmstadt, bevor er sich in Paris mit Künstlern wie Jean Tinguely, Arman, Yves Klein und anderen austauschte und 1960 einer der Mitbegründer der Gruppe „Nouveau Réalisme“ war. Anerkennung brachten bald schon Ausstellungen seiner Assemblagen im MoMA in New York, in Amsterdam, in Frankfurt und Düsseldorf. In den Sechzigerjahren verlebte er ein Jahr auf der griechischen Insel Symi, anschließend führte er mit dem Wirt Carlo Schröter das Restaurant der Sieben Sinne in Düsseldorf, in dem Künstler wie Joseph Beuys Aktionen durchführten, wenig später auch die EAT-Art-Gallery, wo Relikte von Happenings käuflich zu erwerben waren. Multiples, ZERO, Fluxus, EAT ART – an all diesen Bewegungen hatte Daniel Spoerri seinen Anteil. Lehraufträge an den Kölner Werkschulen und der Akademie der bildenden Künste in München folgten – und er schrieb Kochbücher! Aber Achtung, sie enthalten mehr Kunst als Rezepte. Und immer noch ist der Künstler aktiv: Aktuell zeigt die Galerie Geiger in Konstanz Werke der letzten Jahre, in denen Daniel Spoerri Muscheln, Barbiepuppen, Federn, Kruzifixe, Geweihe und andere Objekte verarbeitet – und immer wieder Küchenutensilien, oder Tischplatten mit den eingefrorenen Überbleibseln von Mahlzeiten. Mit ihnen ist er berühmt geworden, mit ihnen zeigt er den Menschen als soziales Wesen, dessen Kreativität sich in der Gemeinschaft entzündet.

Übrigens: Die Ausstellung in der Galerie Geiger läuft noch bis zum 29. April.

 

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