Das Berliner Unternehmerpaar Jürgen und Ingeborg Tiemann lobt zum ersten Mal einen Ankaufspreis für Museen aus. Was sie dazu bewegt und wo sie als Förderer aussteigen, verraten sie im Gespräch
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27.04.2023
Jürgen Tiemann: Die Beziehung ist immer da gewesen. Malerei hat uns angesprochen, genau wie die Natur, die ebenfalls eine wichtige Rolle für unsere Stiftung spielt.
Jürgen Tieman: Die Künstlergruppe Blauer Reiter war unser Einstieg. Dann verlagerte sich das Interesse auf zeitgenössische Kunst, man entwickelt sich ja.
Ingeborg Tiemann: Das war Grafik, die heute noch bei uns im Flur hängt. Manche Motive sind leicht skurril, anderes zählt zum Realismus der Siebzigerjahre. Wir besitzen Arbeiten von Hans-Joachim Billib, Jorge Machold oder Dagmar Dieckmann, haben jedoch nie nach Namen gesammelt, sondern immer interessengeleitet.
Jürgen Tiemann: Viele Bilder kamen direkt von den Künstlern, zu denen wir eine persönliche Beziehung haben. Klaus Fußmann zum Beispiel, dessen Landschaftsdarstellungen wir sehr schätzen.
Jürgen Tiemann: In unsere Stiftung ist keine Kunst eingegangen. Schon bei der Gründung 2018 haben wir den Fokus auf Kultur und Natur gelegt, alle Förderungen zielen auf einen langen Zeitraum. Unter anderem unterstützen wir die Studienstiftung des deutschen Volkes, die mir meine Promotion ermöglicht hat. Da möchte ich etwas zurückgeben. Wir fördern auch die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten, und vor zwei Jahren kam die Idee eines Kunstpreises hinzu.
Ingeborg Tiemann: Es war ein langer Prozess. Damals führten wir erste Gespräche mit einem befreundeten Galeristen. Anschließend wurde die Idee immer wieder geschärft, unsere Wahl fiel am Ende auf einen Ankaufspreis für Malerei.
Jürgen Tiemann: Die Kuratorin Angela Rosenberg ist den Tiemann-Preis zuständig. Gemeinsam haben wir rund 60 deutsche Museen angeschrieben, die zeitgenössische Kunst ausstellen, und sie über den Ankaufsetat von 50.000 Euro informiert. Dann folgte eine öffentliche Ausschreibung, um weiteren Institutionen die Möglichkeit zu geben, ihre Wünsche zur Ergänzung der eigenen Sammlung einzureichen. Ein Gremium von fünf Juroren sichtet dann ab Mai und wählt den Preisträger aus.
Ingeborg Tiemann: Wir selbst haben keine Stimme, können aber an den Sitzungen teilnehmen.
Jürgen Tiemann: Wir setzen voraus, dass das ausgewählte Museum im November zum Zeitpunkt der Preisvergabe den Ankauf prominent ausstellt und es anschließend noch eine ganze Weile zeigt und nicht ins Depot verbannt. Außerdem haben wir festgelegt, dass eine Publikation für den Künstler oder die Künstlerin möglich ist, wenn das Werk weniger als 50.000 Euro kostet. Sollte sein Preis allerdings 70.000 Euro übersteigen, sind wir nicht mehr dabei. Ich möchte nicht Teil eines Finanzierungsmodells sein. Der Tiemann-Preis soll schon für sich stehen.
Bewerben können sich in Deutschland ansässige Museen, die ein malerisches Werk für ihre Sammlung erwerben möchten.