Wir beginnen unseren Tag im Museum der bildenden Künste, bestaunen die Sammlung Hildebrand in der Kunsthalle G2 und besuchen die Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach
Share
Vom Leipziger Hauptbahnhof erreichen wir das Museum der bildenden Künste Leipzig in wenigen Minuten zu Fuß: Der gläserne Kubus überragt mit einer Höhe von 36 Metern den Rest der Innenstadt. Die schon von außen sichtbaren Höfe und Terrassen greifen das Prinzip der zahlreichen Leipziger Passagen auf. Gute Laune verbreitet gleich zu Beginn der hauseigene Buchladen MZIN: Auf knallgelben Möbeln laden Zeitschriften, Bücher und Postkarten zum Stöbern ein. Im Museum erwarten uns Begegnungen mit den Meistermalern Lucas Cranach d. J. oder Caspar David Friedrich und den Leipzigern Max Beckmann und Max Klinger. Das Obergeschoss ist gänzlich Kunst aus Leipzig gewidmet, vier Räume zeigen Werke, die in der DDR entstanden ist. Ab dem 18. Mai beleuchtet das Haus mit „Re-Connect. Kunst und Kampf im Bruderland“ Licht und Schatten der Einwanderungsgeschichte der DDR.
Wir spazieren zum Schauspiel Leipzig, wo wir abseits des Innenstadttrubels Spinatsalat und Käseknödel im Theaterrestaurant PILOT genießen. So gestärkt geht es in die benachbarte Kunsthalle G2. Seit März 2015 stellt sie Bestände der privaten Sammlung Hildebrand öffentlich aus. Den Schwerpunkt bilden Leipziger wie Rosa Loy, Neo Rauch, Hans Aichinger und Kristina Schuldt, aber auch Werke von Stephan Balkenhol, Daniel Richter und Ruprecht von Kaufmann sind vertreten. Dank vorheriger Anmeldung gibt es eine exklusive Führung, und wir können auch einen Blick in das 2022 neu eröffnete Schaulager werfen.
Die Räume bieten eine einzigartige Perspektive auf die gegenüberliegende Thomaskirche. Der spätgotische Bau war von 1723 für 27 Jahre Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs. Sein Amtsantritt wird unter dem Motto „Bach300“ in diesem Jahr groß gefeiert. Wir haben Glück: An diesem Freitag singt der berühmte Thomanerchor in der Motette. Wir bewundern noch das vom Maler David Schnell im Jahr 2009 gestaltete „Friedens-Fenster“: Die aufgelösten architektonischen Strukturen und Landschaftselemente referieren auf das Ende der DDR. Im Herbst 1989 waren Friedensgebete in den Leipziger Kirchen Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen, mit bis zu 300.000 Menschen auf dem Leipziger Innenstadtring.
Wir drehen eine Runde über den Ring und halten an der 2015 eingeweihten katholischen Propsteikirche. Außen erstreckt sich ein 22 Meter langes Kirchenfenster, gestaltet vom Leipziger Künstler Falk Haberkorn, mit dem gesamten Bibeltext. Durch die Glasfassade des Leipziger Gewandhauses ist das große Fresko „Gesang vom Leben“ von Sighard Gille sichtbar. Über den Augustusplatz mit der Demokratieglocke des Künstlers Via Lewandowsky geht es zur Nikolaikirche, ebenfalls zentraler Ort der Montagsdemonstrationen 1989. Auf dem Vorplatz steht eine den Säulen im Innenraum nachempfundene Skulptur nach einem Entwurf von Andreas Stötzner, und vorbei am Zeitgeschichtlichen Forum mit der Bronzeplastik „Jahrhundertschritt“ von Wolfgang Mattheuer schlendern wir zum Café Kapital der Galerie für zeitgenössische Kunst, das regelmäßig von Künstlerinnen und Künstlern umgestaltet wird. Bei Quiche und hauseigener Limo klingt der Tag mit Blick auf das Leipziger Rathaus und den Johannapark aus. Zum Museum gehören auch zwei eigene Hotelzimmer. Wir schlafen im Hotel Volksboutique, einer farbenfrohen Baumarktästhetik von Christine Hill, inklusive Badewanne und Werkbank.