Das Auktionshaus Lempertz schenkt der Alten Nationalgalerie in Berlin ein Gemälde von Adolph Menzel
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24.08.2023
Schwer zu sagen, ob das Bild tatsächlich den berühmten Komponisten zeigt, denn der „ruhende Mann“ mit Wuschelkopf ist nur von hinten zu sehen. Der Gehrock und die Kniebundhosen würden durchaus in Beethovens Zeit passen, doch der einzige Hinweis auf ihn ist eine Inschrift auf der Rückseite des 33 mal 46 Zentimeter großen Gemäldes. Adolph Menzel malte es um 1850 in Öl auf Karton, da war Beethoven schon ein Vierteljahrhundert lang tot. Zur gleichen Zeit begann der Künstler mit der Arbeit an seinem wohl berühmtesten Werk, dem „Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci“, mit dem er sich ebenfalls ins 18. Jahrhundert imaginierte. „Der ruhende Mann“, ein besonderes, intimes und rätselhaftes Bild, kam 1906, im Jahr nach Menzels Tod, über den Kunsthandel Fritz Gurlitt an die Nationalgalerie. Es wurde in Berlin gezeigt, später ging es als Dauerleihgabe an das Museum für Bildende Künste in Breslau, wo sich seine Spur 1945 fürs Erste verliert. Nach dem Krieg tauchte es in Helsinki im Kunsthandel auf, wo es ein Sammler erwarb, ohne die Geschichte zu kennen. Sein Sohn bot es in Köln dem Kunsthaus Lempertz an – Henrik Hanstein, Chef des Hauses Lempertz, erwarb es selbst. Als Kriegsverlust identifiziert, macht er es nun der Alten Nationalgalerie zum Geschenk – und feiert damit auch das 225. Jubiläums seines Auktionshauses. Die Nationalgalerie hat im Zweiten Weltkrieg große Verluste erlitten, darunter fast 600 Gemälde aus dem 19. Jahrhundert. Ein kleiner Teil dieser Lücke wird jetzt geschlossen: „Wir freuen uns sehr über die Rückkehr!“, sagt Museumsdirektor Ralph Gleis. Bald soll das Bild restauriert werden, und wer weiß, vielleicht werden wir auch noch erfahren, wer der dargestellte Mann wirklich ist, den Menzel sich hier in einer Landschaft ruhend vorgestellt hat.