Das neue Perelman Performing Arts Center an der Südspitze Manhattans eröffnet mit einer Konzertreihe
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08.09.2023
Die Umgebung ist architektonisch spektakulär und geschichtsträchtig weltbedeutend: Zwischen dem höchsten Gebäude der USA „One World Trade Center“, dem Oculus-Umsteigebahnhof vom spanischen Star-Architekt Santiago Calatrava sowie Museum und Gedenkstätte für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 steht seit kurzem ein vergleichsweise klein wirkender, marmorumfasster Kubus.
„Das hier ist etwas, was sehr lange gedauert hat”, muss selbst New Yorks früherer Bürgermeister Michael Bloomberg bei einer Vorbesichtigung zugeben. Nach jahrzehntelangen Planungen und immer neuen Verzögerungen soll es nun am Dienstag (19. September) aber endlich losgehen: Mit einer fünftägigen Konzertserie soll die kubusförmige Kulturhalle „Perelman Performing Arts Center“ (PAC) an der Südspitze Manhattans eröffnen – nur wenige Tage nach dem 22. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001. Rund 3000 Menschen kamen ums Leben, als damals zwei von Terroristen gekaperte Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers flogen und sie zum Einstürzen brachten. Die Bilder haben sich tief in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingeprägt.
Seitdem muss die Gegend an der Südspitze von Manhattan sich neu erfinden. Viele Gebäude wurden wieder aufgebaut und den Opfern mit Museum und einer Gedenkstätte in Form von zwei in den Boden eingelassenen Wasserbecken gedacht. Zehntausende Besucher strömen jeden Tag daran vorbei. (dpa)
Schon zum Bau hatte das World Trade Center 1973 das Bankenviertel im Süden Manhattans aufpolieren sollen – die berühmte Wall Street ist nur wenige Schritte entfernt. Genau das wird derzeit aber wieder zum Problem, denn seit der Pandemie geht nur noch ein kleiner Teil der vielen Menschen, die dort einst Tag für Tag ins Büro strömten, regelmäßig an seinen Arbeitsplatz. Viele der riesigen Büro-Hochhäuser stehen teilweise oder sogar komplett leer.
Und so sehen viele das Wohnen als die Zukunft des Viertels an. Einige Hochhäuser sind schon zu Luxuswohnungen umfunktioniert worden, wie etwa «One Wall Street», andere sind gerade in dem häufig sehr langwierigen und teuren Prozess. Immer mehr Menschen zögen bereits runter an die Südspitze Manhattans und fragten vermehrt nach Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Hunde-Betreuung, Brunch-Optionen – und Kultur, heißt es vom Nachbarschaftsverband Downtown Alliance.
Die Kulturhalle «Perelman Performing Arts Center» hätte eigentlich schon längst fertig sein sollen. Sie war Teil des Masterplans, den Star-Architekt Daniel Libeskind nach den Terroranschlägen für das Ground-Zero-Gelände entworfen hatte. Sein Kollege Frank Gehry hatte sie bauen sollen. Doch nach zahlreichen Verzögerungen und Geldproblemen wurden die Pläne zurückgestellt.
Mit Spenden der Milliardäre Ronald Perelman und Bloomberg wurde der rund 500 Millionen Dollar (etwa 466 Millionen Euro) teure Bau dann nun schließlich doch noch fertiggestellt. Bloomberg, der frühere Bürgermeister New Yorks, übernahm dann auch von Sängerin Barbra Streisand die Leitung des PAC-Vorstands. Vom Timing her passt die Eröffnung der Kulturhalle inklusive schickem Restaurant nun gut in die sich verändernde Nachbarschaft.
Der Bau sei allerdings eine riesengroße Herausforderung gewesen, sagt Architekt Joshua Ramos bei einer Vorbesichtigung. Im Grundgestein darunter liegen unter anderem U-Bahn- und Nahverkehrslinien, Fußgängerverbindungen sowie ein Lastwagen-Dock – trotzdem sollten in dem Gebäude Musik- und Theateraufführungen mit makelloser Akustik möglich sein.
«Das Gebäude ist wie drei Schiffe in einer Flasche», sagt Ramos. Drei komplett umhüllte Aufführungsräume können mithilfe 23 Tonnen schwerer Wände zu einem gemacht werden, 60 verschiedene Konfigurationen mit 50 bis 950 Sitzplätzen sind möglich. «Man könnte in einem der Räume Rock-Musik aufführen und in einem anderen Sprech-Theater – ohne Probleme.»
In diesen immer verschiedenen Bühnen-Konfigurationen sollen in der ersten Spielzeit unter anderem ein Theaterstück von und mit Schauspieler Laurence Fishburne und eine Inszenierung des Musicals «Cats» gezeigt werden. «Wir hoffen, dass es hier immer wieder Elemente der Überraschung und Freude geben wird», sagt Leiterin Khady Kamara. Alleine die vielen Bühnen verleiteten ihn immer sofort zum Singen, witzelt Ex-Bürgermeister und Vorstandschef Bloomberg dann noch. «Aber das hebe ich mir für den Auftaktabend auf.»