Das Cinili Hamam in Istanbul erstrahlt nach 13 Jahren Restaurierung in neuem Glanz. Bevor es für Badegäste öffnet, zieht erst mal die Kunst hier ein
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06.10.2023
Durch sternförmige Oberlichter fällt Sonnenlicht in einen hohen Kuppelbau. Der Gesang hoher Frauenstimmen erfüllt den Raum. Wir befinden uns im Zeyrek Cinili Hamam, einem türkischen Badehaus in einem der ältesten Stadtviertel Istanbuls. Bevor es in wenigen Monaten nach 13 Jahren Restaurierungszeit seine Türen wieder für Badegäste öffnen wird, gibt die Ausstellung „Healing Ruins“ auch bekleideten Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, zeitgenössische Werke von 22 türkischen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern in den eindrucksvollen Räumen zu erleben. Rund die Hälfte der Werke wurde eigens für diesen außergewöhnlichen Ort erschaffen.
Erbaut wurde das Hamam 1530 von Mimar Sinan, dem Stararchitekten des Osmanischen Reiches. Die Sanierungszeit wurde zu einer Reise mit unerwarteten Wendungen. So wurden bei Fundamentarbeiten byzantinische Zisternen aus dem 5. Jahrhundert entdeckt. Ihre Gewölbe bedecken kunstvolle Ritzzeichnungen von Segelschiffen, vermutlich angefertigt von Kriegsgefangenen, die in den Zisternen eingesperrt waren. „The Dream“ des Schweizer Künstlers Adrian Geller spielt darauf an. Im Heißraum des Frauenbades treten Werke der französischen Künstlerin Marion Verboom und der südafrikanischen Künstlerin Zoe Paul in Korrespondenz. „Die historischen Schichten, die bei den Ausgrabungen zutage traten, spiegeln sich in Verbooms totemartigen Skulpturen wider, die Palimpseste der altgriechischen und etruskischen Zivilisation, dem französischen Mittelalter und dem Jugendstil zeigen,“ sagt die Istanbuler Kuratorin der Ausstellung, Anlam de Coster. Und die antiken Frauenstimmen, deren sphärischer Klang die Sinne beruhigt? Sie sind eine Arbeit der in Berlin lebenden türkischen Künstlerin und Soundperformerin Basak Günak aka Ah! Kosmos. Sie ließ sich dafür von byzantinischen Gesängen inspirieren.
Übrigens: Die Ausstellung „Healing Ruins“, die von der Kuratorin Anlam de Coster betreut wird, ist noch bis zum 5. November im Zeyrek Cinili Hamam in Istanbul zu sehen.