Kay Rosen schafft Kunst mit wenigen Worten. International ist sie vor allem für ihre Wandarbeiten in gewaltiger Größe bekannt. Nun sind ihre Werke erstmals in einer eigenen Ausstellung in Europa zu sehen
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17.11.2023
Sie verdreht Buchstaben, spielt mit Satzzeichen und Schreibweisen: Die amerikanische Künstlerin Kay Rosen stellt ihre Werke ab Freitag in der Bremer Weserburg aus. Die 80-Jährige zähle zu wichtigen Sprachkünstlerinnen ihrer Generation, sagte Kurator Ingo Clauß. „Trotzdem hatte Kay Rosen nie zuvor eine museale Einzelausstellung in Europa.“ Die Schau „Now and Then“ mit rund 40 Gemälden, Videos, Wand- und Druckarbeiten ist bis Ende März in Bremen zu sehen.
Kay Rosen ändert ein paar Buchstaben, hebt sie farblich hervor oder ordnet sie grafisch neu an – und gibt Wörtern auf diese Weise eine ganz andere Bedeutung. So reiht sie etwa Buchstaben des Alphabets aneinander und hebt daraus die Begrüßung „HI“ hervor. Doch Rosen beschränkt sich nicht auf unterhaltsame Wortklauberei, sondern verknüpft ihre Werke oft mit einer politischen Botschaft.
Beispielsweise prangte die Künstlerin Anfang der 90er Jahre die gesellschaftliche Diskriminierung von Aids-Kranken an: Auf öffentlichen Bussen in Amerika plakatierte sie mehr als 20 Synonyme für das Wort „aid“ (in Anspielung auf das Wort „aids“) – was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Hilfe“. Aber auch die Anschläge auf das World Trade Center, die Amtszeiten von Barack Obama und Donald Trump sowie der Hurrikan Katrina finden sich in ihren Arbeiten wieder.
Für die Ausstellung in der Weserburg hat die studierte Linguistin mit „Soundtrack“ ein eigenes Werk geschaffen: In sechs Bildern verwandeln schwarze Zensurbalken das Wort „Disco“ – von „Discover“ („entdecken“) zu „Disco Fever“ („Disco Fieber“). Rund um die UN-Klimakonferenz Ende November will Rosen die Stadt Bremen außerdem mit dem Aufdruck „Warming“ plakatieren. Dabei hebt sie den zweiten Teil des Buchstabens „m“ farblich ab und so wird aus „Warming“ („Erwärmung“) schnell „Warning“ („Warnung“), also eine Warnung vor der globalen Erderwärmung. (dpa)