Was läuft?

Jasper Johns & die Kunst der Störung

Die Kunst der Störung in der Münchner Pinakothek der Moderne, prächtige Möbel von José Canops im Berliner Kunstgewerbemuseum und Francis Alÿs‘ Videos von spielenden Kindern in Brüssel – das sind unsere Museumstipps zum Wochenende

Von WELTKUNST Redaktion
06.12.2023

Jasper Johns – Der Künstler als Sammler

Kunstmuseum Basel, bis 4. Februar 2024

Er zählt zu den bedeutendsten amerikanischen Künstlern, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Seine Gemälde von US-Flaggen und Zielscheiben findet man heute auf der ganzen Welt. Doch was für Kunst hängt eigentlich an den eigenen vier Wänden von Jasper Johns? Mindestens genauso spannend wie ein Atelierbesuch, ist es, einen Blick auf die privaten Kunstsammlungen von Künstlerinnen oder Künstlern zu werfen. Oft entstehen diese auf der Basis von Geschenken oder Tauschaktivitäten mit befreundeten Kunstschaffenden, doch die rund 100 Werke aus der Sammlung Johns sind viel mehr als das. Das Archiv des 93-Jährigen umfasst außergewöhnliche Zeichnungen von Paul Cezanne, Pablo Picasso, Käthe Kollwitz, Frank Stella und vielen mehr. 

Glitch. Die Kunst der Störung

Pinakothek der Moderne, München, bis 17. März

Die Technik ist irgendwie auch nur ein Mensch – ständig kommt sie uns mit Patzern: Der Bildschirm friert ein, der Download bleibt hängen, der Handycall wird zur Sinfonie des Rauschens. Was im Alltag schnell zur Frustration führt, kann aus künstlerischer Sicht durchaus spannend, ja geradezu unterhaltsam sein. In München bekennt man sich jetzt lustvoll zum kleinen technischen Fehler und sammelt Positionen von den Fotofehlerbüchern des späten 19. Jahrhunderts bis zur digitalen Kunst der Gegenwart unter dem Titel „Glitch“ – dem englischen Wort für Panne, Störung, Aussetzer. So sucht Wolfgang Tillmans den Ausdruck des Zufalls, wenn er für seine „Freischwimmer“-Serie in der Dunkelkammer das Fotopapier direkt belichtet. Oder Nick Briz setzt gezielt Bildstörungen zu einer kunterbunten Filmcollage zusammen. 

Lawrence Lek

Kaufhaus am Kranzler Eck, Berlin, bis 14. Januar

Können künstliche Intelligenzen (KIs) tatsächlich Emotionen empfinden? Dieser Frage geht der Londoner Künstler Lawrence Lek in seiner Installation nach. „NOX“, ein Akronym für „Nonhuman Excellence“, ist ein imaginärer Ort, an dem Autos nicht nur transportieren, sondern auch fühlen, zweifeln und existieren. Das Szenario: ein selbstfahrendes Auto, das unter emotionaler Erschöpfung leidet und sich in Behandlung begibt. Die Besucher nehmen die Rolle des Besitzers ein: Über Kopfhörer werden sie von der Klinik und dem Fahrzeug selbst über den Stand der Behandlung informiert werden. Während des Aufenthalts beginnt das Enigma 76 genannte Auto, existenzielle Fragen zu stellen und an dem Sinn der Therapie zu zweifeln. Die Ausstellung, die von der LAS Art Fundation präsentiert wird, zeigt eine Welt, in der künstliche Intelligenz nicht nur real, sondern auch emotional und somit fast menschlich ist. Mehr erfahren

Lawrence Lek
Lawrence Lek, NOX (2023). In Auftrag gegeben LAS Art Foundation. © Lawrence Lek

Canops. Möbel von Welt

Kunstgewerbemuseum, Berlin, bis 11. Februar

Mit dem Palacio Real in Madrid kann sich das Berliner Kunstgewerbemuseum natürlich nicht vergleichen. Eine kleine Anlehnung wagt man aber doch – um mit großformatigen Fotoaufnahmen des königlichen Interieurs und einige Mustertapeten doch zumindest einen Eindruck von dem Ambiente zu schaffen, für das der deutschsprachige Ebenist Joseph Cnops, genannt José Canops, ab 1760 seine prächtigen Möbel schuf: Prunksessel, Schreibtische oder Zylinderbureaus fertigte Canops bis 1781 in seiner Hofwerkstatt. Nahezu alle sind nun erstmals nach Berlin gereist, und zum Teil werden sie geöffnet präsentiert. Denn ein besonderer Clou ist ihr hölzernes Innenleben – für das der Hoftischler stets kostbarstes Mahagoni verwendete. Mehr erfahren

Canops Berlin
Blick in die Sala Gasparini im Königlichen Palast, Madrid. © Patrimonio Nacional, Colecciones Reales. Palacio Real / Stephan Klonk, Berlin

Francis Alÿs

Wiels, Brüssel, bis 7. Januar 

Seilspringen und Drachenfliegen, Reifenrennen und Verstecken – wer erinnert sich nicht an solche Spiele aus seiner Kindheit? Francis Alÿs hat dem unbeschwerten Herumtoben mit seiner Video-Serie der „Children’s Games“ ein großes Denkmal gesetzt: Seit mehr als zwei Jahrzehnten filmt der 1959 in Belgien geborene Künstler spielende Kinder auf der ganzen Welt und reist dafür von Afghanistan bis in die Demokratische Republik Kongo, von Ecuador bis nach Dänemark. Das Wiels zeigt nun eine Auswahl dieser wundervollen Videos, die mit ihrem reichen Gehalt an kindlichen Gesängen Lachern, Freudenkieksern und Kichern eine große Dosis Glück versprechen – die aber auch vor Augen führen, dass das Spielen auf der Straße durch die zunehmende Zahl der Autos immer mehr zurück geht. Das Interview mit dem Künstler lesen Sie hier

Francis Alÿs
“Game #22: Jump Rope“ filmte Alÿs 2020 in Hongkong. Die seilspringenden Mädchen überbieten sich gegenseitig mit ihren atemberaubenden Tricks © Francis Alÿs / Courtesy of the galleries Peter Kilchmann, Jan Mot and David Zwirner

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