Das legendäre Foto „Kuss am Rathaus“ wurde zu einem Sinnbild von Paris als Stadt der Liebe. Jetzt ist die Frau, die 1950 mit ihrem Geliebten für den Fotografen posierte, gestorben
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04.01.2024
Die Frau auf dem legendären Pariser „Kuss am Rathaus“-Foto, das zu einem Sinnbild für Paris als „Stadt der Liebe“ wurde, ist tot. Françoise Bornet starb am Weihnachtstag nahe Paris im Alter von 93 Jahren, wie eine enge Freundin der Zeitung „Le Parisien“ bestätigte. Star-Fotograf Robert Doisneau nahm das Foto „Le Baiser de l’Hotel de Ville“, das ein sich küssendes Liebespaar vor dem Pariser Rathaus zeigt, im Frühjahr 1950 auf. Das Schwarz-Weiß-Bild wurde zu dem wohl bekanntesten Foto von Doisneau (1912-1994).
Mit dem hingebungsvollen (aber gestellten) Kussfoto begann für Doisneau eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Nach tausendfacher Verbreitung als Postkarte kam der „Kuss“ 1986 als Poster auf den Markt und wurde mehr als 400.000 Mal verkauft. Außerdem wurde das Motiv für die Kampagne „Liebe zu den Spielen“, mit der sich Paris um die Austragung der Olympischen Spiele 2012 bewarb, wiederaufgelegt.
Doch das Kuss-Foto sorgte auch für Ärger. 1992 behauptete ein Ehepaar im französischen Fernsehen, dass es das Liebespaar auf dem Foto sei. Dieses Fernsehgeständnis lockte Françoise Bornet und ihren Ex-Partner Jacques Carteaud aus der Reserve und zwang Doisneau dazu, das seit vier Jahrzehnten gehütete Geheimnis um das „Kuss“-Foto zu lüften: Statt um einen Schnappschuss handelte es sich um einen Auftrag des Magazins „Life“ zum Thema „Verliebte in Paris“.
„Er hat fünf oder sechs Posen aufgenommen. Es dauerte ungefähr einen halben Tag“, erinnerte sich Bornet. Doisneau entdeckte die junge Frau, als er auf der Terrasse eines Cafés saß. Die damalige Schauspielschülerin flanierte mit dem gleichaltrigen Carteaud vorbei, der ebenfalls Schauspielschüler war. Sie küssten sich wirklich – jedoch nicht vor dem Rathaus. Doisneau bat die Liebenden gegen Honorar das Geturtel an verschiedenen Orten der Stadt zu wiederholen, unter anderem auch vor der Fassade des „Hôtel de Ville“.
Wenige Tage nach dieser Aufnahme schickte Doisneau der jungen Frau das Foto als Erinnerung zu. Auf dem Rücken der Stempel des Fotografen und die Nummer des Negativs, 21.039. Im Jahr 2005 versteigerte Françoise Bornet das Foto für 155.000 Euro. (dpa)