Dresden

Neuer Prozess wegen Beihilfe zum Einbruch ins Grüne Gewölbe

2023 wurden fünf junge Männer für den Juwelendiebstahl aus dem Schatzkammermuseum Grünes Gewölbe in Dresden verurteilt. Nun muss sich ein Verwandter der Verurteilten vor Gericht verantworten. Er soll in der Tatnacht auch beteiligt gewesen sein

Von Weltkunst News
04.01.2024

Der Juwelendiebstahl aus Sachsens Schatzkammermuseum Grünes Gewölbe beschäftigt erneut das Landgericht Dresden. Acht Monate nach dem Ende des ersten Prozesses beginnt am Freitag das Verfahren gegen einen weiteren Verdächtigen. Der 24-Jährige muss sich wegen Beihilfe zum Diebstahl mit Waffen, gemeinschädlicher Sachbeschädigung und Brandstiftung verantworten. Er ist ein Bruder beziehungsweise Cousin der jungen Männer, die bereits wegen der Tat verurteilt wurden, wie Gerichtssprecher Andreas Feron sagte. Da er zur Tatzeit vor vier Jahren juristisch als heranwachsend galt, verhandeln die Richter als Jugendkammer. Bis Mitte Juni 2024 sind insgesamt 37 Verhandlungstage geplant.

Der Aufwand ist geringer als beim ersten Verfahren, das aus Sicherheitsgründen im speziellen Hochsicherheitssaal der sächsischen Justiz am Stadtrand lief und mehr als ein Jahr dauerte. Diesmal gebe es nur einen Angeklagten und man sei flexibler mit den Sälen, sagte der Gerichtssprecher. Auch das Medieninteresse sei nicht vergleichbar.

Der Verdächtige war im Mai 2022 am Rande des ersten Prozesses gegen seine Verwandten festgenommen worden, den er im Publikum verfolgt hatte. Einer der Angeklagten hatte einige Wochen zuvor vor Gericht seinen Namen genannt, er soll in der Tatnacht der Fahrer eines Autos gewesen sein. Nach einer Beschwerde kam der damals 22-Jährige wieder frei.

Der Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss gilt als einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland. Im November 2019 erbeuteten die Täter dabei 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten zudem mehr als eine Million Euro Schaden.

Im Vorfeld einer Verständigung im ersten Gerichtsprozess war Ende 2022 der Großteil der Beute teils stark beschädigt zurückgegeben worden. Die wertvollsten Stücke fehlen aber weiterhin.

Im Mai 2023 wurden dann fünf junge Männer als Täter zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt, in vier Fällen laufen aktuell noch Revisionen. Ein 24-Jähriger hat das Urteil inzwischen akzeptiert und verbüßt seine Jugendstrafe seit Mitte November in Berlin. Drei Verurteilte sind im Zuge eines sogenannten Deals gegen Auflagen auf freiem Fuß – bis zu einem späteren Haftantritt nach Rechtskraft ihrer Urteile.

Ein Beschuldigter hatte ein Alibi und wurde freigesprochen. Er ist dennoch weiter hinter Gittern, wie der fünfte Verurteilte – die Beiden sitzen noch ihre Jugendstrafen wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum 2017 ab.

Für den zweiten Prozess im Fall Grünes Gewölbe sind nach Angaben des Gerichtssprechers bisher etwa zwei Dutzend Zeugen geladen, darunter auch zwei der Verurteilten. Es sei aber nicht sicher, ob sie auch kämen. „Sie haben ein Zeugnisverweigerungsrecht.“

Ihr Cousin soll laut Anklage von einem der Haupttäter für das Vorhaben gewonnen und in wesentliche Aspekte des Tatplans eingeweiht worden sein. Er habe in der Tatnacht Beteiligte des Einbruchs zu einem Treffpunkt in Berlin gefahren. Nach einer Kontrolle habe er die Polizei gezielt abgelenkt – und so den geplanten Coup gefördert. (dpa)

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