Bild des Tages

Unterirdisch gut

Der Künstler Stefan Marx bespielt die Werbeflächen am U-Bahnhof Hansaplatz in Berlin mit seinen markanten Typografien

Von Clara Zimmermann
12.01.2024

Circa 30 Minuten dauert es, mit der Berliner U-Bahn von der Osloer Straße bis nach Rathaus Steglitz zu fahren. Die Linie U9 hat 18 Stationen und verbindet den nördlich gelegenen Wedding mit dem Westen der Stadt. Und obwohl die gesamte Trasse unter der Erde verläuft, gibt es hier doch so einiges zu entdecken. Wer mit offenen Augen durch die unterirdischen Gänge läuft und statt aufs Smartphone auch mal aus dem Fenster schaut, darf sich auf eine Kunstreise durch Berlins bunte Tunnel freuen.

In den Siebzigerjahren schuf der Bildhauer Waldemar Grzimek eine riesige Skulptur aus Kunststoff und Aluminium, die dem aus der griechischen Mythologie stammenden Hund von Hades nachempfunden ist und den Eingang zur Unterwelt bewacht. In der berlinischen Mythologie hütet er den Eingang zum Bahngleis der U9 am Rathaus Steglitz. Auf der Reise in Richtung Norden begegnen uns wilde Tiere am Bahnhof Zoo, am Westhafen lösen wir ein Sprachrätsel, das sich als die Erklärung der Menschenrechte entpuppt, und seit Anfang des Monats erstrahlt nun auch am Hansaplatz eine neue Intervention auf den Hintergleisflächen, wo normalerweise Werbung prangt. Der deutsche Typografie-Künstler Stefan Marx hat aufgeschnappte Gesprächsfetzen, Sätze und Songtexte in verschiedene Sprachen übersetzen lassen und diese zuerst im Miniaturformat getuscht und anschließend auf riesige Plakate drucken lassen. Kuratiert wurde das Projekt von Leonie Herweg, die ab Februar am Hansaplatz den Kunstraum „GROTTO“ betreiben wird. Ihr Ziel ist es, das Hansaviertel im Tiergarten als Kunst- und Kulturort zu beleben. 

Stefan Marx Hinterglasmalerei mit Schriftzug im U-Bahnhof Hansaplatz Berlin
Die weißen Buchstaben leuchten hell über dem schwarzen Grund. Marx’ Typografien laden zum kurzen Verweilen ein. © Stefan Marx, 16 Hintergleisflächen, 2024, GROTTO Berlin

Übrigens: Die Installation mit dem Titel „16 Hintergleisflächen“ ist noch bis zum 31. Januar am Berliner U-Bahnhof Hansaplatz zu sehen.

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