Bild des Tages

Ein Herz zur Belohnung

Der Schweizer Künstler Jean-Frédéric Schnyder bringt Konzept und Kitsch zusammen: Wie er das schafft, lässt sich nun in einer Schau in der Galerie Eva Presenhuber in Zürich entdecken

Von Christiane Meixner
22.01.2024

Als Quereinsteiger hat es Jean-Frédéric Schnyder ziemlich weit gebracht. Der Schweizer war zweimal auf der Documenta in Kassel vertreten, 1993 für den Pavillon seines Landes auf der Biennale von Venedig zuständig und hatte Retrospektiven in der Kunsthalle Basel wie im Kunstmuseum Bern. Dabei ist Schnyder, Jahrgang 1945, ausgebildeter Fotograf, die Kunst trat 1966 ziemlich unvermittelt in sein Leben. Damals entstanden erste Werke im Stil der angesagten Pop-Art, wenig später bat ihn der legendäre Kurator Harald Szeemann zur Teilnahme an dessen wegweisender Ausstellung „When Attitudes Become Form“. Denn Schnyder verfügt über ein seltenes Talent, das ihn mit Landsleuten wie Arnold Odermatt oder Ursus Wehrli verbindet: Seine Arbeiten sind ebenso streng konzeptuell wie erzählerisch – witzig sind sie ohnehin.

Außerdem pflegt Schnyder eine gewisse Selbstironie. Wenn er dem Reiz des Banalen mit Herzen- und Katzenmotiven, Blumen oder Sonnenuntergängen nachspürt, spricht er nicht zuletzt über die eigenen Vorlieben. Auch der Künstler ist anfällig für Kitsch, er lässt sich gern emotional überwältigen. Bloß reflektiert und spiegelt er dies in seinem Werk. Ab 1982 reiste Schnyder per Fahrrad und Schweizer Bahn durch das Land, ausgerüstet mit einer Staffelei, und hielt Autobahnabfahrten, Wartesäle sowie Sitzbänke fest. Zwischenzeitlich entstanden jene 161 „Billigen Bilder“, die mit 67 weiteren Gemälden nun in der Zürcher Galerie Eva Presenhuber zu sehen sind. „Das durch Urlaubsschnappschüsse und süßliche Machwerke von Touristenmalern trivialisierte Landschaftsmotiv erhält in den beharrlichen und eindringlichen Variationen Schnyders eine erneute künstlerische Ausstrahlung“, schrieb 1998 etwas umständlich die Kunsthalle Zürich zur Eröffnung seiner Soloschau. Es geht auch einfacher. Schnyder zeigt uns, weshalb wir es bei aller Schnödigkeit des Alltags in dieser Welt aushalten: Zur Belohnung gibt es ein Herz.

Übrigens: Jean-Frédéric Schnyders Kunstwerke sind vom 20. Januar bis 23. März 2024 in der Galerie Eva Presenhuber in Zürich zu sehen. 

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