Ein um 1920 entstandenes Gemälde von Alma del Banco kommt bei Stahl in Hamburg zum Aufruf und wirft ein Streiflicht auf das Schicksal der jüdischen Malerin
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20.02.2024
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 2
Man kann nicht oft genug an die Schicksale der jüdischen Deutschen im Naziterror erinnern. Gerade da der Antisemitismus in erschreckender Weise zunimmt. Alma del Banco ist so ein tragischer Fall. Sie wurde 1862 in Hamburg geboren, ihr Vater betrieb ein gut gehendes Handelsgeschäft. Der Bruder Sigmund führte die Firma nach dem Tod der Eltern weiter und konnte sich und seinen Schwestern einen angenehmen Lebensstil ermöglichen.
Als Alma schon über 30 war, begann sie eine Malausbildung an einer „Privaten Kunstschule für Damen“, denn Kunstakademien waren Frauen damals nicht zugänglich. Von einer spätimpressionistischen Landschaftsmalerei kam sie zu den Strömungen der Avantgarde, die sie seit ihrer ersten Parisreise 1913 intensiv studierte. Einflüsse von Cézanne, Matisse, Léger, vom Kubismus wie von den deutschen Expressionisten griff sie in ihrer Malerei auf. In den 1920ern war Alma del Banco eine zentrale Künstlerpersönlichkeit in Hamburg; dann kamen die Repressalien der Nazis. Als sie 1943 deportiert werden sollte, nahm sie sich das Leben.
Das Auktionshaus Stahl in Hamburg hält ihre Malereien schon seit Jahren hoch, meist bei Zuschlägen zwischen 5000 und 8000 Euro. Sehr schön ist die um 1920 entstandene „Dame in Grün“, die dort am 24. Februar zur Taxe von 4000 Euro zum Aufruf kommt. Mit den Werken Alma del Bancos lässt sich eine ausdrucksstarke, von französischen Farbfluten und Formauflösungen beeinflusste Moderne noch zu sehr moderaten Preisen erwerben. Und zugleich ein Stück Erinnerungsarbeit leisten.
Übrigens: Die Auktion bei Stahl in Hamburg findet am 24. Februar statt.