Seit Mitte der 60er-Jahre beobachtete Michael Ruetz mit seinen Fotografien den Wandel natürlicher und urbaner Lebenswelten. Seine Timescapes genannten Fotoserien entstanden im Zeitraum von sechzig Jahren und umfassen mehr als 600 Sequenzen mit tausenden von Aufnahmen in Deutschland und Europa. Das Konzept der Timescapes besteht darin, dass Standort und Sichtachse der Kamera dieselben sind, nur die Intervalle der Bilderserien variieren. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Berliner Timescapes. Die Fotoserien verdichten die Umbrüche der Gesellschaft nach der Wiedervereinigung bis in die Gegenwart. Schauplätze historischer Relevanz wie Brandenburger Tor, Regierungsviertel oder Berliner Mauer haben eine rasante Änderung erfahren. Gebäude und Blickachsen verschwinden, Straßen werden zurückgeführt, Plätze radikal umgestaltet, freie Flächen bebaut, Brachen wiederbelebt.
Michael Ruetz: aus Timescape 162, 162.0 February 4 1991, 17:30 h, Pariser Platz, Berlin-Mitte, © Michael Ruetz