Schlangenleder und Tigerfell – „Animal Prints“ waren Roberto Cavallis Markenzeichen. Der italienische Designer hatte ein Faible für Protz und exotische Muster
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15.04.2024
Prominente haben am Wochenende den gestorbenen Modedesigner Roberto Cavalli gewürdigt. Viele von ihnen tragen seit Jahren seine Kleider, deren Markenzeichen Tierfell-Muster und exotische Optiken sind. Cavalli war der Meister der sogenannten Animal Prints. Mit seinem Faible für knallige Farben, erotische Schnitte und auch für Leder und Fell machte er sich in der Modewelt einen Namen. Nach langer Krankheit starb er am Freitag im Alter von 83 Jahren in seiner Heimatstadt Florenz.
Als eine der Ersten teilte Heidi Klum auf Instagram ein Foto, auf dem sich das deutsche Supermodel und der Modeschöpfer auf den Mund küssen. „Ich vermisse dich, Roberto Cavalli“, schrieb sie. Auch Spice Girl Victoria Beckham zeigte sich von seinem Tod erschüttert. „Es tut mir so leid, die traurige Nachricht von Robertos Tod zu hören“, so Beckham. „Er wird für immer eine Ikone sein.“ Cavalli hatte Anfang der 2000er-Jahre die Outfits für die britische Pop-Girlgroup Spice Girls rund um Beckham alias Posh Spice entworfen.
Das brasilianische Topmodel Adriana Lima lobte in einem Instagram-Post Cavallis „unerschrockenen Stil und Geist“. „Wir haben heute eine Legende verloren. Ruhe in Frieden“, schrieb Lima. Die US-amerikanische Sängerin und Schauspielerin Jennifer Hudson bezeichnete Cavalli als einen ihrer Lieblingsdesigner. „Ein wahrer Künstler in jedem Sinne des Wortes! Cavalli hat die Welt zu einem schöneren Ort gemacht und er wird schmerzlich vermisst werden.“
Star-Designer Giorgio Armani würdigte eines der bekanntesten Gesichter der internationalen Modewelt auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). „Roberto Cavalli war ein wahrer Künstler, wild und wunderbar in seiner Verwendung von Drucken, fähig, die Fantasie in verführerische Kleidung zu verwandeln“, schrieb er. Er könne sich zwar keine Vision von Mode vorstellen, die weiter von seiner entfernt sei als die von Roberto. Dennoch habe Armani immer enormen Respekt für sein künstlerisches Werk gehabt.
Cavalli sei bereits seit geraumer Zeit krank gewesen, meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Sein Gesundheitszustand hatte sich demnach in den vergangenen Tagen verschlechtert, nun sei er im Kreise seiner engsten Familie gestorben. Dazu gehören neben seiner schwedischen Lebenspartnerin Sandra Bergman Nilsson, mit der er seit etwa 15 Jahren zusammen lebte, seine sechs Kinder. Das jüngste von ihnen bekamen Bergman Nilsson und Cavalli vor knapp einem Jahr. Der Modeschöpfer war mehrfach verheiratet.
Die Maison Roberto Cavalli bestätigte in den sozialen Medien seinen Tod. „Mit großer Trauer nehmen wir heute endgültig Abschied von unserem Gründer.“ Cavallis Erbe werde durch seine Kreativität, seine Liebe zur Natur und seine Familie weiterleben. „Ruhe in Frieden, du wirst vermisst werden und du wirst von so vielen geliebt, dass dein Name weiterleben wird, ein Leuchtfeuer der Inspiration für andere und besonders für mich“, schrieb der Creative Director, Fausto Puglisi.
Anders als viele seiner Kollegen wagte sich Cavalli, der bei kaum einem Anlass auf seine Sonnenbrille verzichtete, an schrille, exzentrische und erotische Muster und Schnitte heran. Seinen Kritikern war seine Mode zu ordinär und vulgär. Protz prägte seinen Stil: Ob Schlangenleder- und Tigerfell-Muster oder glitzerndes Bling-Bling – das war Roberto Cavalli. Seine Liebe für Tiermuster erklärte Cavalli so: „Ich kopiere das Kleid eines Tieres, weil ich es liebe, Gott zu kopieren. Ich denke, Gott ist der fantastischste Designer.“
Auf die Kritik reagierte er gelassen. „Meine Kleider waren natürlich nie vulgär. Es kommt darauf an, wie man sie trägt. Wenn eine Frau vulgär im Kopf ist, kann auch das Kleid vulgär aussehen“, sagte er einmal in einem Interview vor einigen Jahren.
1940 in Florenz geboren, interessierte er sich bereits früh für Mode. In seiner Familie spielten Kunst und Kreativität eine große Rolle. So gehörte sein Großvater Giuseppe Rossi zur Malergruppe Macchiaioli, deren Bilder die Uffizien zieren. Der Italiener verlor bereits als Kind seinen Vater Giorgio. Dieser war ein Vermesser und war 1944 im Zuge einer Racheaktion der deutschen Wehrmacht als Zivilist erschossen worden. Roberto wuchs daraufhin bei seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf.
Im Alter von 17 Jahren schrieb sich Cavalli am Kunstinstitut seiner Heimatstadt ein. Mit 30 präsentierte er seine erste Prêt-à-porter-Kollektion. Seine erste eigene Boutique eröffnete der Italiener 1972 im südfranzösischen Saint-Tropez. Eine seiner ersten Kundinnen war dort die Schauspielerin Brigitte Bardot. Danach gelang es ihm auch, die Aufmerksamkeit des internationalen Jetsets auf sich zu ziehen.
Die 1980er-Jahre erlebte er jedoch als Außenseiter der Haute Couture. Seine schrillen Kreationen passten nicht zu der Mode, die damals im Trend lag. Aber in den 1990er-Jahren gelang ihm ein Comeback. Er verbreiterte sein Sortiment, brachte ein Jeans-Label auf den Markt, Männerlinien und Kinderkollektionen, Schuhe, Accessoires und Bademoden.
Vor allem die Serie „Just Cavalli“ war wieder bei Stars beliebt. Die Sängerinnen Shakira, Beyoncé und Jennifer Lopez trugen seine Kleidung. Nach der Jahrtausendwende kommerzialisierte er seine Marke weiter und eröffnete zahlreiche Boutiquen und Stores. Vor etwa zehn Jahren geriet sein Unternehmen jedoch in stürmische Fahrwasser. 2016 verkaufte Cavalli das Unternehmen an einen Finanzinvestor. (Von Robert Messer, dpa)