Die Art Brussels feiert ihre 40. Jubiläumsausgabe und präsentiert erstmals eine Skulpturenausstellung vor dem Messegelände. Neben etablierten Galerien nehmen auch viele Newcomer teil
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22.04.2024
Gegründet wurde die älteste und wichtigste Kunstmesse im Benelux-Raum schon im Jahr 1968. Da die Art Brussels aber zeitweise nur im Zweijahresrhythmus und pandemiebedingt zwei Mal gar nicht stattgefunden hat, wird erst jetzt ihre 40. Edition gefeiert. 177 Galerien aus 31 Ländern reisen zur Jubiläumsausgabe auf das Messegelände Brussels Expo im Schatten des Atomiums. Schon im vergangenen Jahr war die Messe nach einem mehrjährigen Intermezzo in den Hallen des Tour & Taxis-Geländes an ihren ursprünglichen Standort vor den Toren der Stadt zurückgekehrt.
Die Messe bietet ein kuratiertes Programm in fünf Sektionen: Prime, Discovery, Invited, Solo und Rediscovery. Zudem sind diverse künstlerische Projekte zu sehen. Erstmals findet die mit 14 Positionen bestückte Skulpturenausstellung „Art for the City“ im Außenraum des Messegeländes statt.
Nele Verhaeren, seit 2022 Direktorin der Brüsseler Hauptmesse und ihrer Schwestermesse Art Antwerp, erklärt das Besondere der Messe: „Der Erfolg der Art Brussels beruht auf dem Ruf Belgiens, weltweit die höchste Zahl von Kunstsammlern pro Kopf der Bevölkerung zu haben, was eine dynamische Kunstlandschaft mit erstklassigen Galerien begünstigt.“ Für diese Ausgabe verspricht sie eine „besonders feierliche Atmosphäre mit zahlreichen Ehrungen und Preisen für Künstler und Galeristen“ sowie „Rückblicken auf Meilensteine und wichtige Momente in der Geschichte der Messe“.
Mit 60 Prozent wiederkehrenden Galerien verfügt die Messe über einen qualitätsvollen Grundstock etablierter Teilnehmer, darunter klangvolle Namen wie Gladstone Gallery, Almine Rech, Massimo de Carlo oder Templon. Hinzu kommen in den letzten Jahren rasch expandierende Galerien jüngerer Betreiber wie Mendes Wood DM mit Sitzen in São Paulo, Paris, New York und Brüssel oder Ruttkowski;68, die mittlerweile in Köln, Düsseldorf, Paris und New York ansässig sind.
Darüber hinaus bleibt jedoch genügend Platz für Neuentdeckungen. So sind in der mit 37 Galerien besetzten Sektion Discovery nur Werke zugelassen, die seit 2021 entstanden sind. Aus Berlin wird unter anderem die Galerie Thomas Schulte mit Werken des spanisch-amerikanischen Malers Juan Uslé wie auch des britischen Konzeptkünstlers Hamish Fulton anreisen, der sich selbst einen „Walking Artist“ nennt. „Belgische SammlerInnen sind bekannt für ihre Leidenschaft und ihr Interesse an außergewöhnlicher Malerei und Konzeptkunst, wie sie von der Galerie Thomas Schulte seit Jahrzehnten vertreten wird“, so Galeriedirektor Gonzalo Alarcón. Zu den treuen Teilnehmern gehört auch die in München und Lissabon ansässige Galerie Jahn und Jahn. Galerie-Partner Tim Geißler betont seine Zufriedenheit mit der Messe, dem Team und der belgischen Sammlerschaft, die er als „entspannt und nahbar“ beschreibt. Er erwartet ein stabiles Niveau, jedoch keine außergewöhnlichen Ausschläge nach oben. Es sei die allgemeine Marktlage, die etwas drücke, gibt er zu bedenken: „Ich bin auf die Mehrwertsteuer-Gesetzgebung in Belgien gespannt. Wenn sie auf 21 Prozent hochgesetzt wird, ist das für den belgischen Markt sehr herausfordernd.“
Mit Blick auf die Pläne der belgischen Regierung, die ab 2025 den erhöhten Steuersatz auf Kunst einführen will, während Frankreich und Luxemburg lediglich 5,5 Prozent beziehungsweise sieben Prozent verlangen, regt sich Widerstand. „Wir möchten die Regierung vor den katastrophalen wirtschaftlichen Auswirkungen warnen, die eine solche Änderung der Steuergesetzgebung auf die Welt der Kultur als Ganzes haben würde“, heißt es in einer Stellungnahme des belgischen Kunsthändlerverbandes Rocad. Belgien würde auf dem internationalen Kunstmarkt ins Hintertreffen geraten. Bleibt zu wünschen, dass diese Pläne nicht verwirklicht werden.