Wir beginnen den Tag am Anleger Cais da Ribeira, spazieren durch die Altstadt und bewundern den Torre dos Clérigos, das Wahrzeichen der Stadt
SharePorto, Wirtschaftsmetropole und Portugals zweitgrößte Stadt, liegt eingeklemmt zwischen Felsen und Douro-Fluss, nur wenige Kilometer vom Atlantik entfernt. Wir starten am Anleger Cais da Ribeira, wo schon vor 2000 Jahren Handel getrieben wurde. An der Bergwand illustriert das 40 Meter lange farbige Fliesenbild „Ribeira Negra“ expressiv historische Szenen im Hafenviertel. Bemalte Fliesen zählen zu den wichtigsten Stilmitteln portugiesischer Kunst. Dieses Painel de Azulejo des Künstlers Júlio Resende gilt als bedeutendes Werk der Moderne.
Malerisch klettern vom Douro-Ufer mehrstöckige Häuser mit bunten Kachelfassaden den Granithügel hinauf. Wir schlendern zur Praça da Ribeira, das Herz der Altstadt, die seit 1996 den Titel Unesco-Welterbe trägt. Der mit Tauben besetzte Würfel „O Cubo“ von 1983 in der Platzmitte ist das kantige Werk des Bildhauers José Rodrigues. Für die Nische über dem benachbarten Stadtbrunnen schuf João Cutileiro im Jahr 2000 die Statue des Stadtheiligen São João: Surrealismus in Marmor übersetzt!
In Porto gaben immer Kaufleute und Kirchenherren den Ton an. Es riecht in allen Ecken nach Geld und Weihrauch. Allein die Altstadt zählt 24 Kirchen und Kapellen. Eine mächtige Demonstration ist die Igreja de São Francisco in der Rua do Infante. Von der Konventkirche der Franziskaner ist nur das romanische Portal mit Rosette erhalten. Als ab 1690 aus der Kolonie Brasilien tonnenweise Gold nach Portugal kam, wurde barockes Schnitzwerk von Altären, Säulen und Decken wie im Rausch mit Blattgold überzogen. Musterbeispiel dafür ist der dreischiffige Innenraum, in dem kaum ein Fleck ausgelassen wurde.
Der monumentale Klostertrakt dahinter wurde 1844 im Auftrag der Handelskammer in den klassizistischen Palácio da Bolsa umgebaut. Die Bedeutung der portuensischen Wirtschaftswelt könnte kaum besser inszeniert werden. Im hohen Haus der Banken und Kontore ist der neomaurische Festsaal Salão Árabe der unbestrittene Glanzpunkt.
Vorbei an der São-Lourenço-Kirche erreichen wir am Plateau Terreiro da Sé das klerikale Machtzentrum der Stadt, die Kathedrale. Die mehrfach umgebaute Wehrkirche besticht durch ihre wuchtige romanische Gestalt. Die barocken Eingriffe am Portal, der Treppenaufgang und die Loggia an der Nordseite stammen vom italienischen Baumeister, Maler und Dekorateur Nicolau Nasoni, der Porto bis zu seinem Tod 1773 prägte. Der kahle Innenraum verfügt über Besonderheiten wie die Nasoni-Fresken im Hauptchor oder den kunstvoll gearbeiteten Silberaltar links davon. Der gotische Kreuzgang überwältigt mit blau-weißen Azulejos. Im Kontrast zur granitgrauen Sé schließt der helle Bischofspalast Paço Episcopal an, ein Prunkstück Nasonis.
Längst ist es Mittag. In der Rua Mouzinho da Silveira kehren wir im Restaurant Cantinho do Avillez ein und stärken uns auf Sterneniveau. Danach führt uns die Straße direkt ins Himmelreich der Fliesenkunst, zur Estação de São Bento. Die Eingangshalle des Bahnhofs dekorierte Jorge Colaço 1930 vollständig mit 20 000 blau-weißen Azulejos. Detailreich erzählen sie von historischen Ereignissen und dem Leben am Fluss.
Weiter westlich sieht man bald schon den hohen Glockenturm Torre dos Clérigos, Portos Wahrzeichen. Wie ein dickbauchiges Schiff ragen Turm und Kirche zwischen den Häusern auf, das wohl beeindruckendste Nasoni-Monument in Porto. Ein Schwenk nach links und wir erreichen die Buchhandlung Livraria Lello von 1906. Hinter der neogotischen Fassade stapelt sich Lektüre auf zwei Etagen, die durch eine zweiflügelige rote Schmucktreppe verbunden sind. Im Keller wird das Heiligtum verwahrt, wertvolle Erstausgaben des Nationalepos „Os Lusíadas“ oder der „Harry Potter“- Romane von J. K. Rowling, die eine Weile in Porto lebte und sich von der Stadt wohl auch inspirieren ließ.
Nächster Stopp ist der Park Jardim da Cordoaria. Zu klein für Menschen, zu groß für Puppen fläzen sich hier 13 Bronzefiguren als Einzelgänger in frenetischer Geselligkeit auf Stufen. „Thirteen Laughing at Each Other“ heißt das Werk von Juan Muñoz von 2001, das letzte Werk des bedeutenden spanischen Objektkünstlers.
An Kirchengold und barockem Schnitzwerk kann man sich sattsehen, auch im Kirchenduo Igreja do Carmo und dos Carmelitas. Dann liegt das Museu Nacional Soares dos Reis auf unserem Weg, das dem bedeutenden Bildhauer des Realismus gewidmet ist. Die 1833 gegründete Gemäldegalerie zeigt Künstlerinnen und Künstler der Academia das Belas Artes. Nach Epochen gegliedert, fallen Kunstschaffende des Naturalismus auf wie José Júlio de Sousa Pinto oder Aurélia de Souza sowie die Gegenwartspositionen José Tagarro und Teresa Gonçalves Lobo. Beachtlich ist die Soares-dos-Reis-Ausstellung mit Skulpturen in Marmor und Bronze, die sich durch natürlichen Ausdruck auszeichnen. Nach einem Tag voller Eindrücke checken wir im Fünfsternehotel Renaissance Porto Lapa am Rande der Altstadt ein.