Dresden und Sächsische Schweiz

Wandern mit Caspar David Friedrich

Mit der Kutsche ging es ihm zu schnell – Caspar David Friedrich war am liebsten zu Fuß in der Natur unterwegs. Wir empfehlen diese fünf besonders schönen Touren, wo man herrlich auf den Wegen des Malers wandeln kann

Von Lisa Zeitz
05.06.2024
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 226

Auf dem Malerweg zum verwunschenen Felsentor

Von Pirna-Liebethal über Lohmen und den Uttewalder Grund bis nach Wehlen

Länge: 1 1,5 km; Höhe: 110 m; Tiefe: 141 m

Am Eingang des Liebethaler Grundes beginnen wir unsere märchenhafte, rund dreieinhalbstündige Wanderung – es ist die erste Etappe des 116 Kilometer langen Malerwegs, auf dem schon seit den 1750er-Jahren Bellotto und andere Künstler pittoreske Motive sammelten. Wir folgen dem Flüsschen Wesenitz durch sein idyllisches Tal bis zur Daubemühle. Das Richard-Wagner-Denkmal am Wegesrand stand zu Caspar David Friedrichs Zeiten noch nicht, doch die Natur inspirierte hier auch den Komponisten. Ein paar Schritte weiter, in der Lochmühle, soll er 1848 Teile des „Lohengrin“ verfasst haben. Bergauf geht es nach Mühlsdorf und weiter auf der Alten Lohmstraße und am Waldrand entlang hinab bis zum wildromantischen Uttewalder Grund. Malerisch verkeilte Gesteinsbrocken bilden das sagenumwobene Felsentor. Tagelang ließ Friedrich diese Stimmung auf sich wirken. Man kann sich gut vorstellen, wie er sich auf einen bemoosten Stein setzte und zum Skizzenbuch griff. Wir stärken uns im Gasthaus Waldidylle, bevor wir nach Wehlen weiterwandern, wo Burgruinen von noch länger vergangenen Zeiten künden.

Der Caspar-David-Friedrich-Weg

Von Krippen entlang der Elbe zur Kaiserkrone, über den Wolfsberg und Reinhardtsdorf zurück nach Krippen

Länge: 15,4 km; Höhe: 310 m, Tiefe: 310 m

Mit der circa viereinhalbstündigen Tour auf diesem malerischen Rundweg kommt man dem „Wanderer über dem Nebelmeer“ ganz nah: Der Felsblock, den wir von dem berühmten Gemälde kennen, liegt am südlichen Fuß der Kaiserkrone. Wir beginnen die Wanderung in dem Fischerdorf Krippen, wo Caspar David Friedrich 1813 zur Zeit der Napoleonischen Kriege Zuflucht fand. Von hier aus geht es mit fabelhafter Aussicht entlang der Elbe. Würden wir noch weiter dem Ufer folgen, wären wir in ein paar Kilometern in Tschechien. Doch wir biegen rechts in den Hirschgrund ein und durchqueren Schöna, um zur Kaiserkrone aufzusteigen. Bei dieser Formation handelt sich um den zerklüfteten Rest eines Tafelbergs. Friedrich hat dessen Felsen und Bäume in verschiedenen Skizzen und Gemälden festgehalten. Wir genießen den umwerfenden Rundblick und steuern als Nächstes den oberhalb von Reinhardtsdorf gelegenen kleinen Wolfsberg an, eine rund vierzig Meter hohe Kuppe aus großbankigen Sandsteinen. Dann geht es weiter über die historischen Hänge von Krippen bis zu unserem Ausgangspunkt zurück.

Unterwegs im Plauenschen Grund

Von der Bienert-Mühle über Freital bis nach Tharandt

Länge: 14,9 km; Höhe: 340 m; Tiefe: 260 m

Etwas über vier Stunden brauchen wir für die Route, die wir im Bienertgarten im Dresdner Stadtteil Plauen beginnen. Zu Friedrichs Zeit war der Plauensche Grund noch idyllische Natur. So wie er ließen sich auch seine Zeitgenossen Heinrich von Kleist und Hans Christian Andersen von der Landschaft bezaubern. Friedrich schuf hier Fels- und Steinstudien und hielt die Pulvermühle im Gemälde fest. Von hier wandern wir zum Rittergut Pesterwitz, das Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, und von Freital weiter über den 277 Meter hohen Kirschberg. Von der Opitzer Höhe hat man einen Blick bis weit ins Osterzgebirge und zum Landberg am Tharandter Wald. Unser Ziel, Tharandt, entwickelte sich schon Ende des 18. Jahrhunderts zu einem touristischen Ausflugsziel, etwa für Goethe und Schiller. Auch Forstlehre und Umweltschutz haben hier eine lange Tradition. Die romantische Burgruine, die sich über dem Schlossteich erhebt, wurde um 1800 häufig dargestellt, nicht nur von Caspar David Friedrich.

Felsentor im Uttewalder Grund
Felsentor im Uttewalder Grund. © Philipp Zieger / TVSSW

Wilde Täler und romantische Schlösser

Von Meissen über den Novalisweg durch den Eichhörnchen­grund bis nach Wildberg

Länge: 16,9 km; Höhe: 330 m; Tiefe: 330 m

Durch die linkselbischen Täler zwischen Meißen und Dresden führt diese wunderbare, knapp fünfstündige Wanderung. Auf dem Weg liegt Schloss Siebeneichen mit seinem Park, einem der ersten englischen Landschaftsgärten in Sachsen. Weiter schlängelt sich der Weg bis zum Batzdorfer Totenhäuschen, von dem aus schon Caspar David Friedrich seinen Blick über die atemberaubende Elblandschaft schweifen ließ. Rund drei Kilometer weiter verzaubert uns das Schloss Scharfenberg, in dessen Kern eine Burg aus der Zeit um 1200 steckt. Friedrich und seine Malerkollegen Ernst Ferdinand Oehme und Johan Clausen Dahl gingen hier ein und aus und ließen sich von den hinreißenden, damals verwahrlosten Schlossanlagen inspirieren. Der Eichhörnchengrund, den wir später passieren, ist im Frühjahr von Anemonen übersät. Dort, in Gauernitz, ist auch die kleinste Wassermühle Deutschlands zu finden, die noch heute Getreide mahlt. Alternativ zur Wanderung ginge es auch mit dem historischen Schaufelraddampfer von Meißen Richtung Dresden.

Schloss Scharfenberg bei Meißen
Schloss Scharfenberg bei Meißen. © David Sünderhauf / Schloss Scharfenberg

Durch das mystische Triebischtal

Von Nossen nach Meissen

Länge: 27,7 km; Höhe: 350 m; Tiefe: 460 m

Für diese schwere Wanderung sind rund siebeneinhalb Stunden einzurechnen. Die stimmungsvolle Landschaft mit ihren knorrigen Bäumen, Brücken und Wassermühlen lohnen den Weg. Zuerst erkunden wir das Zisterzienserkloster Altzella bei Nossen. Die Überreste des alten Sommerspeisesaals hat Friedrich im Jahr 1800 skizziert und dann drei Jahrzehnte später in seinem düsteren Gemälde „Ruinen in der Abenddämmerung“ dargestellt. Ungefähr auf halber Strecke liegt die große Miltitzer Mühle, später passieren wir auch die Preiskermühle mit ihrem romantischen Mühlteich. Überhaupt das Wasser! Im Flusstal der Triebisch funkelt es je nach Lichteinfall grün oder türkis. Sie mündet in Meißen in die Elbe, wo sich der Burgberg mit dem Dom eindrucksvoll über der Altstadt erhebt. Diesen Anblick und Ansichten der Alten Brücke hat Friedrich mehrfach gezeichnet, wenn er seinen Freund Georg Friedrich Kersting besuchte, der hier Malervorsteher an der Porzellanmanufaktur war.

Service

Einladung zum Entschleunigen

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