Nachruf

Abschied von Kasper König

Kasper König galt als einer der bedeutendsten Ausstellungsmacher in Deutschland. Im Alter von 80 Jahren ist der Kunstprofessor und Kurator gestorben

Von WELTKUNST News
12.08.2024

Der Kunstkenner Kasper König ist tot. Die Familie bestätigte dies der Deutschen Presse-Agentur. Er sei am Freitag in Berlin im Alter von 80 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben. Der Kunstprofessor und Kurator galt als einer der bedeutendsten Ausstellungsmacher in Deutschland. 

König war von 2000 bis 2012 Direktor des Museums Ludwig in Köln. Er ist Initiator der Freiluft-Großausstellung „Skulptur Projekte“ in Münster, die seit 1977 alle zehn Jahre veranstaltet wird und zu den wichtigsten Freiluft-Großausstellungen weltweit zählt. 

Schon während seines Studiums hatte er erste Ausstellungen organisiert. Mit 23 Jahren war er Kurator der Ausstellung „Claes Oldenburg“ in Stockholm, später kuratierte er unter anderem die Großausstellungen „Westkunst“ in Köln und die „Manifesta“ in St. Petersburg. 

König wurde am 21. November 1943 im westfälischen Mettingen geboren. Nach Angaben aus dem Umfeld seiner Familie lebte er unter anderem in Köln und New York, zuletzt in Berlin.

„Das Museum ist ein öffentlicher Raum“

Das Kölner Museum Ludwig bekundete Königs Familie am Wochenende sein Beileid. Als einer der bedeutendsten Ausstellungsmacher habe er den Kunstdiskurs „der letzten fünf Jahrzehnte wie kaum ein anderer geprägt“ und die Entwicklung des Hauses entscheidend beeinflusst, hieß es in einem Facebook-Beitrag.

„Kasper König war einer der ganz Großen im Kunstbetrieb. Mit seiner Kenntnis, seinem Urteilsvermögen und seiner Unbestechlichkeit hat er das Museum Ludwig wieder auf Weltniveau gehoben“, sagte der Direktor des Museums Ludwig, Yilmaz Dziewior. 

König hatte dem Museum im vergangenen Jahr den Angaben zufolge rund 50 Kunstwerke aus seiner persönlichen Sammlung geschenkt. Das Museum veröffentlichte auch eine frühere Aussage Königs. „Das Museum ist ein öffentlicher Raum. Es gehört allen und keinem.“

SPK-Präsident: „König wird nur schwer zu ersetzen sein“

König erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 2009 den „Lifetime Achievement Award“ des New Yorker Guggenheim-Museums. Er war tief im Kulturbetrieb verwurzelt, äußerte sich bisweilen aber kritisch. Im Interview mit dem „Zeitmagazin“ sagte er vor einigen Jahren: „Wenn ich heute noch mal jung wäre, würde ich mich mit Musik oder mit Film beschäftigen.“

König weiter: „Es geht heute um zu viel Geld, und ich mag diesen Individual-Hype der Künstler auch nicht. Manche Künstler denken, nur weil sie ein paar gute Bilder gemalt haben, können sie auch eine Oper inszenieren, und verstehen dann nicht, dass sie ausgebuht werden.“

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, äußerte sich ebenfalls zu Königs Tod: „Kaum jemand hat die zeitgenössische Kunst als Kurator so sehr geprägt wie er, in Deutschland wie international“, sagte er. „Kasper König wird nur schwer zu ersetzen sein, wir werden ihn vermissen und seine Leistungen immer im Gedächtnis bewahren.“

Eine Reaktion gab es auch vom Direktor des Eremitage-Museums in Sankt Petersburg, Mikhail Piotrovsky. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk nannte er König einen „wunderbaren Kunstkritiker und Ausstellungsorganisator“. Weiter sagte Piotrovsky: „Er hatte ein absolutes Gespür für Geschmack und war ein großer Diplomat.“ In der Welt der zeitgenössischen Kunst gebe es kaum noch Menschen von solchem Niveau. 

„Münster hat Kasper König unendlich viel produktive Reibung zu verdanken“

Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Georg Lunemann, sagte: „Kasper König hat die Skulptur Projekte über Jahrzehnte geprägt und Münster nicht nur zu einem Treffpunkt internationaler Kunstproduktion gemacht, sondern auch dafür gesorgt, dass die Arbeiten der Skulptur Projekte sich tief in das kulturelle Gedächtnis der Region eingeschrieben haben.“ Auch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe reagierte auf die Nachricht zum Tod Königs: „Münster hat Kasper König unendlich viel produktive Reibung zu verdanken“, hieß es in einer Mitteilung. Die Rolle von Kunst habe er stets als Vermittlung eines demokratischen und humanistischen Weltbilds betrachtet. 

Anfang Juli war bekanntgeworden, dass König seine bedeutende Privatsammlung mit 400 Werken der modernen und zeitgenössischen Kunst versteigern will. Noch seien nicht alle Taxierungen abgeschlossen, aber es sei mit einem Erlös von mehreren Millionen Euro zu rechnen, teilte das beauftragte Kölner Auktionshaus Van Ham mit. 

Allein das bisher am höchsten taxierte Werk – ein sogenanntes Date painting des 2014 gestorbenen japanischen Künstlers On Kawara – wurde auf 500.000 bis 700.000 Euro geschätzt. Die Werke sollten in einer von König selbst kuratierten Ausstellung im Auktionshaus präsentiert werden, die Versteigerungen waren für den 1. und 2. Oktober geplant. (dpa)

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