Die Berliner Kunstmesse Positions wird immer größer und internationaler. Die elfte Ausgabe präsentiert Galerien aus 24 Ländern
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09.09.2024
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 231
Alles bleibt anders zur elften Ausgabe der Positions Berlin Art Fair. Die Messe findet zwar unverändert auf dem Areal des ehemaligen Berliner Flughafens Tempelhof statt. Doch der Ort verschiebt sich, Hangar 7 ersetzt Hangar 5 – und mit ihm fällt das überdachte Rollfeld weg, das bislang Lounge und Skulpturenplatz zugleich war. Drinnen gibt es dafür etwas mehr Fläche als in den Jahren zuvor: Platz für 111 statt der ursprünglich geplanten 90 Galerien, die an der elften Ausgabe der Messe teilnehmen wollen. Es ist Berlin Art Week, Museen wie in der Hauptstadt ansässige Galerien planen vom 11. bis 15. September spektakuläre Ausstellungen und Projekte. Und natürlich möchten alle vom Sog dieser Woche profitieren.
Die Positions kann mit eindrucksvollen Zahlen auftrumpfen: Vergangenes Jahr kamen zur Messe täglich zwischen 5000 und 7000 Besucher in die Hangars, die Bewerberzahlen um die Stände steigen kontinuierlich, und die Teilnehmer repräsentieren inzwischen 24 Länder. Aus Lima reist die Galerie O Art Project an, die FRSTV Art Group ist in Dubai ansässig und Yuki-Sis kommt aus Tokio. Dass die mexikanischen Galerien, die vergangenes Jahr anlässlich einer Schwerpunktpräsentation vom Berliner Senat gefördert wurden, nicht wiederkehren, begründet Positions-Direktor Kristian Jarmuschek mit den hohen Transportkosten. Zusammen mit den Standmieten überstiegen sie die Möglichkeiten zahlreicher interessierter Aussteller. Diesmal wurden im Rahmen des Förderprogramms fünf Galeristinnen und Galeristen aus Seoul ausgewählt, flankiert werden ihre Präsentationen von Werken einer jungen künstlerischen Generation, die in Berlin lebt: Jaeyun Moon, Jeiryung Lee, Sol Namgung und Suah Im. Auch so kann man sich vernetzen.
„Das Vertrauen in Berlin ist gewachsen“, resümiert Jarmuschek. Längst habe sich hier eine Klientel etabliert, die auch höherpreisige Kunst erwirbt. Jungen Sammlern kommt das Messeduo Jarmuschek und Heinrich Carstens mit einer Lounge für NFTs oder der Sektion „Selected“ entgegen, wo Arbeiten nicht mehr als 3000 Euro kosten.
Entdeckungen lassen sich jedoch auch an den Ständen selbst machen. Bei Intershop aus Leipzig hängen die soften, aus fleischigen Stoffen gefertigten Assemblagen von Judith Miriam Escherlor. Es geht um Geschlechter und Verfremdung, um Scham und ihre Überwindung. Aus diesen Zutaten mixt die 1973 geborene Künstlerin ebenso anziehende wie irritierende Objekte. Die Bonner Galerie Judith Andreae zeigt neue großformatige Malerei von Lunita-July Dorn. Obwohl die 1999 Geborene noch an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert, sind ihre Bilder absolut begehrt – ähnlich wie jene von Florian Witt am Stand der Mainzer Emde Gallery.
Bei beiden fällt auf, dass sie figurative Motive bevorzugen, um teils komplexe Geschichten zu erzählen. Diese neue Lust am Storytelling sieht Jarmuschek derzeit an vielen Messeständen. Stolz verweist er auf das Debüt der Kölner Galerie Benden & Ackermann mit Bildern von Andy Warhol. Kunsthändler wie Thole Rotermund aus Hamburg, Kunkel Fine Art aus München und jetzt eben Benden & Ackermann bewiesen, dass die klassische Moderne auch in Berlin gut ankommt.
Positions Berlin Art Fair
Flughafen Tempelhof
Hangars 6 und 7
12. bis 15. September