Wir beginnen unseren Tag mit dem Wahrzeichen Bremens: den Bremer Stadtmusikanten. Danach geht es zum alte Rathaus und weiter bis zum Paula Modersohn-Becker Museum
ShareNatürlich fangen wir bei den Stadtmusikanten an. 1953 schuf der Bildhauer Gerhard Marcks die fast unscheinbare Bronzegruppe an der Westseite des Rathauses. Esel, Hund, Katze und Hahn sind nie in der Weserstadt angekommen. Doch im Märchen ist das egal und für die Bremerinnen und Bremer auch. Erst war denen die Skulptur zu modern, dann wurden die solidarischen vier zum Wahrzeichen. Auch weil sie, wie die Bremer, die Freiheit liebten.
Wir sind am Markt, dem Nervenzentrum der mittelalterlichen Hansestadt. Eine Arena der Eitelkeiten, wo die Mächtigen stets versammelt waren – im Rathaus, im Dom, im Schütting. Das Rathaus war 1410 ein schlichter, aber stattlicher Saalgeschossbau, der für den erzbischöflichen Landesherrn etwas zu viel Selbstbewusstsein ausdrückte. Gegenüber baute sich 1594 die durch Handel in der Blüte der Hansezeit reich gewordene Kaufmannschaft einen noch prächtigeren Sitz, den Schütting. Die Ratsherren antworteten darauf mit der radikalen Verschönerung der Rathausfassade im Stile der filigranen Weserrenaissance. Der gläserne Mittelrisalit, Balustraden, offene Balkone, üppiger Figurenschmuck, Ornamente und Reliefs, der fünfstöckige flandrische Giebel – eine Demonstration des Machtanspruchs.
Das Alte Rathaus ist heute eines der bedeutendsten Werke der europäischen Backsteingotik und gehört seit 2004 zum Unesco-Welterbe. Nur bei einer Führung gelangt man in die Obere Halle, Bremens prächtigen Festsaal, und in die Güldenkammer, die der Worpsweder Künstler Heinrich Vogeler um 1905 zu einem Gesamtkunstwerk des Jugendstils machte. Das Highlight ist die vergoldete Ledertapete. Davor richtet sich seit 1404 die Bremer Freiheitsstatue auf, den Blick auf den Dom und die dahinterliegenden Handelswege geheftet. Mit dem zehn Meter hohen steinernen Denkmal für einen Ritter Karls des Großen, ausgestattet mit Schwert und Wappen, signalisierten die Bürger ihre Unabhängigkeit. Den Vorgänger aus Holz ließ der Erzbischof 1366 abbrennen.
Der Dom St. Petri ist Bremens zwar älteste, ursprünglich romanische Kirche. Das Gesicht der Doppelturmfassade ist allerdings ein bunter Stilmix aus verschiedenen Epochen. In der Nische am Hauptportal hält die Figur des Heiligen Petrus den Bremer Schlüssel in den Händen, das Hoheitszeichen Bremens. Hungrig? Im Gewölbekeller des Schüttings gehen wir ins Restaurant Due Fratelli. Die Wahl fällt auf das Überraschungsmenü – ein köstlicher Ausschnitt aus der Speisekarte.
Nun ist es nicht mehr weit zur Böttcherstraße. „Der Lichtbringer“, ein vergoldetes Bronzerelief von 1936 über dem Eingang, bildet den Auftakt zu einem 108 Meter langen Meisterwerk der expressionistischen Backsteinarchitektur. Der Straßenzug wurde in den 1920er-Jahren im Auftrag des Kaffeehändlers und Kunstmäzens Ludwig Roselius von einem Architektenteam, darunter maßgeblich der Baumeister, Maler und Bildhauer Bernhard Hoetger, neu geplant. Hoetger schuf mehrere Skulpturen wie den Brunnen der Sieben Faulen, entwarf das Haus Atlantis, das Haus Roselius für die Sammlung des Kunstliebhabers und das Paula-Becker-Modersohn-Haus von 1927 (man beachte die Namensfolge!), eine Hommage an die eigenständige expressionistische Malerin. Dort befindet sich das Paula Modersohn-Becker Museum, das Arbeiten aus allen Schaffensperioden zeigt. Darunter sind Hauptwerke wie „Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag“ (1906) und „Selbstbildnis nach halb rechts“ (1906), die beide als Leihgaben bis Anfang Februar 2025 durch die USA touren. Im Treppenhaus leuchtet die Neon-Installation „Mother and Child“ von Jenny Holzer in Form eines digitalen Leuchtschriftbandes. Sonderschauen zeigen zeitgenössische Kunstschaffende, die sich auf die Hausmalerin beziehen wie derzeit Vivian Greven bis zum 15. September.
In bester Altstadtlage checken wir im Atlantic Grand Hotel ein. Ein gut geführtes Haus mit soliden vier Sternen und gutem Frühstück. Später gehen wir zur glucksenden Weser, wo die maritime Seele Bremens schlägt, und schlendern zum Schnoor, dem ältesten Quartier der Hansestadt mit seinen engen Gassen und schiefen Häusern. Im Kaiser Friedrich von 1889, ein Gasthof, der die gemütliche Bremer Lebensart kultiviert, bestellen wir typische Gerichte wie Labskaus und Knipp mit Gurke. Einfach probieren!