Von den Resten des Dionysostheaters in Athen über Sheila Hicks in Bottrop und Düsseldorf bis zur großen Gegenüberstellung von Rembrandt und Hoogstraten in Wien – diesen Oktober gibt es einiges zu sehen
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30.09.2024
EMST, Athen, bis 10. November
Am Hang der Akropolis verehren wir mit den Resten des Dionysostheaters die Wiege der Schauspielkunst. Vermutlich haben auch Mary Reid Kelley und Patrick Kelley dort vorbeigeschaut, als sie ihre Ausstellung im EMST, Athens zeitgenössischem Kunstmuseum, einrichteten. Denn die bühnenhaft inszenierten Schwarz-Weiß-Videowerke des amerikanischen Duos verdanken der antiken Tragödie viel. Im nun bis zum 10.11. gezeigte Film „The Rape of Europa“ verkörpert Mary Reid Kelley wieder zahlreiche Rollen selbst, wobei sie wie gewohnt mit Masken und viel Schminke agiert. In subversiven Versen prangert sie die Aussage das erwähnten Mythos an und erklärt – hier ist die englische Bezeichnung der Tat exakter – dass der Raub der Prinzessin Europa durch Zeus in Stiergestalt auch eine Vergewaltigung bedeutete.
Kunsthalle Düsseldorf & Josef Albers Museum Quadrat Bottrop, 12. Oktober bis 23. Februar 2025
In diesem Sommer feierte Sheila Hicks ihren 90. Geburtstag. Die US-amerikanische Künstlerin erforscht seit ihrem Studium bei Josef Albers in den Fünfzigerjahren die Möglichkeiten der Textilkunst und fragt dabei: „Was kann man mit einem Faden alles machen?“ Dafür reiste sie um die Welt und analysierte indigene Webpraktiken. Steht man vor ihren in satten Farbtönen leuchtenden Arbeiten, möchte man am liebsten mit der Hand über die weichen Oberflächen streichen. Hicks großformatige Installationen fließen durch den Raum und stehen dabei im Kontrast mit der kühlen Architektur der Ausstellungsräume. Die Kooperation zwischen dem Josef Albers Museum Quadrat Bottrop und der Kunsthalle Düsseldorf vereint rund 140 Werke aus all ihren Schaffensperioden.
Zwinger, Dresden, bis 17. November
Die Amphore galt im Altertum eigentlich als Wegwerfgefäß für den Transport, vergleichbar vielleicht mit unserem heutigen Pappbecher für den Coffee-to-go. Dass dieser Abnutzungswert jedoch nicht allen Tongefäßen zugeschrieben wurde, sondern dass es vielmehr auch reich verzierte Exemplare gab, die als Dekorationsobjekte dienten, führt die Ausstellung „Das Wunderbare in der Kunst und Art – Meisterwerke antiker Vasenkunst“ im Dresdner Zwinger mit rund 80 ausgewählten Objekten vor Augen. Man sieht, wie die Flüssigkeitsbehälter des Altertums auch als Märchenbücher für Unterhaltung sorgten: So erinnert die unten abgebildete Amphore daran, dass der Held Theseus nach der Tötung des Minotaurus nur dank des Rettungsfadens der Königstochter Ariadne den Weg zurück aus dem Labyrinth fand.
Museum Tinguely, Basel, bis 3. November
Wachstum ist Mika Rottenberg ein Anliegen: Ihr Video „Cheese“ beschäftigt sich mit den Seven Sutherland Sisters – eine Art Kelley Family des späten 19. Jahrhunderts – die als singende Geschwisterbande mit wallenden Mähnen für ein Haarwuchsmittel warb. Der Film „Cosmic Generator“ dagegen behandelt das Thema Produktivität auf verschlungenerem Weg und zeigt hinter einem Glitzervorhang das Leben von chinesischen Ladenverkäuferinnen in Mexiko. Und dann kann das Publikum im Museum Tinguely bis 3.11. auch noch einige kinetische Wandskulpturen mit der Kurbel betreiben. Wir steigern das Bruttospaßprodukt!
Kunsthistorisches Museum Wien, 8. Oktober bis 12. Januar 2025
Der eine zählte zu den berühmtesten Künstlern seiner Zeit und geriet zum Lebensende dennoch in ziemliche Armut. Der andere war sein Schüler, schrieb in einem Buch über seine Lehrzeit und fand sein Glück in der Ferne am Hof der Habsburger. Mit der Ausstellung „Rembrandt – Hoogstraten“ vergleicht das Kunsthistorische Museum Wien diese beiden Meister des niederländischen Barocks. Neben den einfühlsamen Porträts Rembrandts, die dank ihrer gekonnten Hell-Dunkel-Malerei besonders lebensecht wirken, war es schwierig zu konkurrieren. Vielleicht suchte Samuel van Hoogstraten auch deshalb sein Heil häufiger in verblüffenden Bilderfindungen wie Trompe- l’oeil-Stillleben oder originellen Interieurs: In „Die Pantoffeln“ (1650–1675) zum Beispiel liegt ein paar herrenlose Schlappen im Zentrum.
K20, Düsseldorf, bis 16. März 2025
Schon lange vor der Liebesbeziehung mit Beatles-Star John Lennon war die Künstlerin und Aktivistin Yoko Ono für ihre Kunst bekannt. Nun gilt ihr eine Einzelausstellung im K20 in Düsseldorf, die ihre 70 Jahre währende Schaffenszeit umfasst. Zwischen ihren frühen partizipativen und konzeptuellen Kunstwerken, werden außerdem Filme und Performances der mittlerweile 91-Jährigen gezeigt. In den über 200 ausgestellten Werken spiegelt sich vor allem ihr radikal politischer Ansatz wider, allen voran ihre Forderung nach Weltfrieden. Die umfassende Ausstellung „Yoko Ono: Music of the Mind“ gibt einen einzigartigen Einblick in das Leben Onos und stellt spielerisch durch das Mitmachen der Besuchenden ihre politischen Ideen dar.