„Tasteful“: Die schönsten Restaurant-Interiors

Laut und schrill oder meditativ und leise, prunkvoll oder simpel, retro oder futuristisch – Lokale sind so vielfältig wie das Leben. Manche eignen sich als Schauplatz für einen runden Geburtstag, andere für einen Business-Lunch, wieder andere als Kulisse für einen Heiratsantrag. Zur Kategorie schrill gehört das 2022 eröffnete Restaurant Coccodrillo mit Panoramaterrasse im Weinbergspark in Berlin- Mitte. Neben tiefroten Wänden, Keramikleoparden, Neonschriften, Fiorucci-Plakaten und Konvexspiegeln gibt es eine Bibliothek mit knapp 5000 italienischen Romanen. Das in London und Paris beheimatete Designstudio Kiki hat hier einen wilden, kinoreifen Mix aus dem Italien der Fünfziger-, Sechziger- und Achtzigerjahre zusammengestellt – dazu werden jetzt „sexy Paccheri“ mit halbem Hummer serviert und zum Nachtisch Pistazien-Tiramisu.

Das 2022 eröffnete Restaurant Coccodrillo von dem Designstudio Kiki. © gestalten / Joanna Pai

Eine ganz andere Richtung hat dagegen, buchstäblich, der Architekt Kjetil Trædal Thorsen mit dem Lokal Under in Lindesnes an der felsigen Südspitze Norwegens eingeschlagen. Sein monolithischer Baukörper führt fünf Meter tief ins Meer. Außen dürfen sich an der rauen schrägen Betonoberfläche Wasserpflanzen und Napfschnecken ansiedeln, innen regiert der Minimalismus, damit sich die Gäste ganz auf das große Fenster unter Wasser konzentrieren können, das die Biodiversität der Region und die je nach Wetter und Gezeiten unterschiedlich nuancierten Farben des Meeres präsentiert. Manch ein Fisch oder eine Muschel landet auch direkt auf dem Teller.

Das Lokal Under in Lidesnes von dem Architekten Kjetil Trædal Thorsen. © gestalten / Inger Marie Grini

Einen inspirierenden Überblick über die Ideen, die internationale Innenarchitektinnen und -architekten aktuell zu verschiedenen Themen der Gastlichkeit umsetzen, bietet das reich bebilderte neue Buch „Tasteful“, das gerade auf Englisch im Gestalten Verlag mit Texten von Joann Plockova erschienen ist. Die behandelten Locations umfassen neue Bars, Trattorien und Patisserien aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt, von Almaty in Kasachstan und der Kykladeninsel Antiparos über Bogotá, Goa, Kioto und Lissabon bis Sydney, Turnau, Udine, Vancouver und Warschau. Allein die Geografie verleitet schon zum Träumen.

Auch sechs Lokale aus der Ukraine sind dabei. Im Restaurant Istetyka in Kyjiw hat die Architektin Victoria Yakusha mit einer reduzierten Farbpalette von Off White bis Hellgrau gearbeitet. Die Materialien dagegen sind sehr unterschiedlich, recycelte Textilien, Beton, Holz, Lehm und Stahl. In der Kombination von Kontrasten, sagt Yakusha, finde sie Harmonie.