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11 Fragen an Magnus Resch

Der Unternehmer und Autor Magnus Resch lehrt Kulturmanagement in Yale. In diesem Jahr erschien sein neues Buch „Smart Kunst Kaufen”. In unserem Fragebogen erklärt er, warum Francis Picabia ihn so fasziniert und welche Ausstellung in Venedig wir nicht verpassen sollten

Von Weltkunst Redaktion
18.10.2024

Wer ist Ihre Lieblingskünstlerin oder Ihr Lieblingskünstler?

Francis Picabia, einer der großartigsten und bissigsten Vertreter der frühen Moderne und vielleicht der am wenigsten bekannte. Er weigerte sich, zwischen den beiden großen Fraktionen der frühen Moderne zu wählen – also läuft die Gratwanderung zwischen Duchamp und Picasso.

Welches ist Ihr Lieblingswerk?

Der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich.

Welcher Künstlerin oder welchem Künstler der Vergangenheit wären Sie gern mal begegnet?

Andy Warhol, der wahrscheinlich ein ganz unangenehmer, manipulativer Typ war. Ich möchte dabei sein, als Bob Dylan ins Studio kam oder als Lou Reed von The Velvet Underground mit ihm über das Cover seines Albums diskutierte. 

Welche Künstlerin oder welchen Künstler der Gegenwart würden Sie gerne treffen?

Esther Mahlangu, eine 88-jährige südafrikanische Künstlerin. Ich möchte verstehen, was sie antrieb jahrelang Kunst zu machen und wie sie heute mit ihrem Ruhm umgeht.

Die Künstlerin Esther Mahlangu © Clint Strydom / Esther Mahlangu / BMW
Die Künstlerin Esther Mahlangu © Clint Strydom / Esther Mahlangu / BMW

Welche aktuelle Ausstellung können Sie empfehlen?

Die beste Ausstellung dieses Jahr ist in Venedig in der Fondazione Prada. Der Schweizer Künstler Christoph Büchel hat das Museum in ein Pfandleihhaus verwandelt. Und stellt im Chaos der Dinge präzise Fragen nach Schuld, Wert und Moral. Es ist so real und authentisch, dass ich den Eingang gar nicht gefunden habe. Und auch erfrischend zugänglich im Vergleich zu der anstrengend verkopften Biennale.

Sammeln Sie? Wenn ja, was?

Kunst ist kein gutes finanzielles Investment. Ich kaufe daher, was mir gefällt – und nur von Künstlern und Galeristen, die ich mag. Ich nenne das „verantwortungsbewusstes Kaufen“. Es geht darum den Künstlern und die Galerie zu unterstützen.

Haben Sie eine Lieblingsgalerie?

Thaddaeus Ropac ist der beste und authentischste Galerist, den ich kennengelernt habe. David Kordansky aus Los Angeles ist der smarteste Galerist der nächsten Generation. Mau Galguera aus Mexico City ist der erfolgreichste einer ganz frischen Galerie-Szene. Seine Galerie gibt es erst seit vier Jahren und er war schon dreimal auf der Art Basel – das hat keiner vor ihm geschafft.

Was war das erste Kunstwerk, das Sie sich gekauft haben?

Eine Edition von Rupprecht Geiger bei Andreas Sturies in Düsseldorf für 400 DM. Ich war 16 und opferte mein ganzes Erspartes. Ich finde die Arbeit immer noch klasse. 

Welches Kunstwerk haben Sie sich zuletzt gekauft?

Für einen Freund eine Skulptur von Erwin Wurm. Für mich selbst eine fantastische Arbeit von Amy Renee Webb, eine tolle noch unbekannte Künstlerin, die in einem Dorf in Arizona lebt. Ich fand die Arbeit auf Instagram. Sie kostete 500 Dollar, inklusive Versand.

Welche junge Künstlerin oder welcher junge Künstler ist Ihnen zuletzt aufgefallen?

Ruscha Voormann aus der Klasse Gregor Hildebrandt wird eine wichtige deutsche Künstlerin werden. Und Chris Succo natürlich, der ist schon sehr erfolgreich.

Schon mal ein gutes KI-Kunstwerk gesehen?

Klar. Sofia Crespo zum Beispiel. Aber Künstler müssen sich keine Sorgen machen, dass KI-Kunst sie ersetzt. Was einen Künstler finanziell erfolgreich macht, ist nicht die Kunst, sondern das Netzwerk. KI kann zwar Kunst ersetzen, aber nicht den persönlichen Austausch zwischen Künstler, Galeristen und Sammler.

Hier kann das Buch „Smart Kunst Kaufen“ erworben werden.

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