Von Pablo Picasso und Jeff Koons in Granada über kunstvolle Täuschungen in Hamburg bis zu Ernst Ludwig Kirchners Rahmen in Bernried – diesen Winter gibt es so einiges zu entdecken
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26.11.2024
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 235
Museo de Bellas Artes de Granada, 17. Dezember bis 16. März
Es klingt wie ein Kunstmärchen aus Tausendundeiner Nacht: Jeff Koons und Pablo Picasso stellen in der Alhambra aus. Tatsächlich gehört zu der maurischen Residenz aus dem späten Mittelalter auch ein jüngerer Barockpalast, der das Kunstmuseum Granadas beherbergt. Die Doppelschau mischt sich im Winter in die hauseigene Sammlung – wobei es auch zwischen den Künstlern selbst einen Dialog gibt: So lässt sich Koons’ glänzende Stahlskulptur „Three Graces“ (2016–2022) mit einem Bild von Picasso aus dem Jahr 1923 vergleichen, in dem dieser ebenfalls drei Schönheiten im modernen Update der klassizistischen Mode malte.
Hamburger Kunsthalle, 6. Dezember bis 6. April 2025
Was ist real, was ist Täuschung? Können wir den Augen nicht mehr trauen, wird das Blickerlebnis erst richtig interessant! Mit der Schau „Illusion“ huldigt die Hamburger Kunsthalle der Macht des kunstvollen Trugbilds. Gerhard Richter schuf ein solches Trompe-l’Œil, als er 1965 in „Umgeschlagenes Blatt“ mit Öl auf Leinwand den Eindruck eines aufgefächerten Papierblocks erzeugte. Andere Werke der Schau widmen sich eher inhaltlich kommentierend dem Thema – so wie Lorenzo Lippis „Allegorie der Täuschung“ (um 1640) oder John William Waterhouse’ gemalte Egozentrikerwarnung „Echo und Narziss“ von 1903.
Buchheim Museum, Bernried, bis 12. Januar 2025
Die Wahl des richtigen Rahmens war für den Künstler Ernst Ludwig Kirchner keine Lappalie. Im Gegenteil: Zu Bildern wie „Der Geiger Häusermann I“ (1927) konzipierte er selbst Umfassungen, indem er das Profil des Rahmens festlegte und diesen auch gern passend zum Werk farbig bemalte. Die enge Verbindung zeigt die Ausstellung mit rund 60 Exponaten. Darunter sind Glücksfälle der Wiedervereinigung: So sieht man den „Blick ins Tobel“ (1919–1920) erstmals wieder im ursprünglichen Holzgeviert. Manche Originalrahmen hängen dagegen leer an der Wand und machen die schmerzliche Trennung vom Bild bewusst.
Kunstmuseum Bern, bis 2. Februar 2025
Galgenhumor ist leider ein zeitloses Phänomen: Im Wahljahr 2016, das einen skrupellosen Unternehmer namens Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten machte, zeichnete Any Sillman ihr „Election Drawing“. Es zeigt eine traurige Figur auf ihren Knien, aus deren Mund sich ein tiefschwarzer Strahl ergießt. In ihrem Einsatz tröstlicher Ironie und im abstrahierten Umgang mit der Figur erinnert die junge US-Künstlerin an Maler wie Philip Guston, auch wenn ihre Farben noch knalliger sind und ihr Duktus noch freier, wie ihr Bild „Fatso“ (2009) beweist.
Unteres Belvedere, Wien, bis 2. Februar 2025
Blattlose Birken im Schnee und stille Seen – solche Bilder verbinden wir mit dem Namen Akseli Gallen-Kallela. Um 1900 fing dieser Maler die melancholische Seele Finnlands auf der Leinwand ein – was auch weiter südlich gut ankam: Zweimal stellte er mit der Wiener Secession aus. Ruhm brachte Gallen-Kallela zudem im Jahr 1900 die Innenbemalung des Finnischen Pavillons auf der Pariser Weltausstellung. In diesem Pavillon gestaltete er zudem einen ganzen Raum, gemeinsam mit der finnischen Firma Iris, aus dem nun einige Objekte wie ein Originalstuhl (1899) und ein Teppich mit Flammenmuster (als Kopie) ihren Weg in die Wiener Schau gefunden haben.
Haus am Lützowplatz, Berlin, bis 9. Februar 2025
Hinter verdunkelten Fenstern versteckt sich Tracey Snellings bislang größte Berliner Schau. Angelockt von Klicken, Summen und Sprachfetzen, geht man eine kleine Treppe hinab und steht zwischen sich auftürmenden Fassadenattrappen und anderen Architekturmodellen. Fotografien und Videos leuchten hinter klitzekleinen Fensterscheiben von Nachbauten wie „Sozialwohnungen Admiralstraße“ oder dem zwielichtigen „Hotel Rochelle“ in Tokio. Bewegtbilder animieren zum Nähertreten. Snelling erzählt von der Prekarität der Menschen durch die Darstellung ihrer Behausungen. Dadurch wirkt das soziologische Thema, trotz eines Übermaßes an Sinnesreizen, prägnant umgesetzt.