In Frankfurt werden erneut weltberühmte Bilder des Niederländers gezeigt. Die Ausstellung im Städel hat allerdings einen völlig anderen Fokus als vor drei Jahren
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26.11.2024
Eine Ausstellung im Frankfurter Städel Museum rückt das viel gerühmte „Goldene Zeitalter“ Rembrandts (1606-1669) in ein neues Licht. Denn während sich reiche Bürger von berühmten Malern porträtieren ließen, gibt es kaum Darstellungen von normalen Menschen oder gar den vielen Armen in dieser wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit.
Vor sieben Jahren begannen Kurator Jochen Sander und sein Team, nach Bildern jener Menschen zu suchen, die zu Rembrandts Zeit als „nicht bild-würdig“ galten, wie der Sammlungsleiter für niederländische Malerei vor 1800 erklärte. In der Ausstellung „Rembrandts Amsterdam. Goldene Zeiten?“ hängen sie zwischen den repräsentativen Gruppenbildnissen der Zeit, die das Städel in großer Zahl ausleihen konnte, weil das Amsterdam Museum gerade renoviert wird.
Die Schau wird am Mittwoch eröffnet und dauert bis zum 23. März. Insgesamt werden rund 100 Gemälde, Skulpturen und Druckgrafiken sowie kulturhistorische Gebrauchsgegenstände gezeigt. Sie ist mit ihrem anderen Schwerpunkt fast ein Gegenentwurf zu der Ausstellung „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“ vor drei Jahren.
„Das Goldene Zeitalter war nicht für alle Menschen golden“, sagte Städel-Direktor Philipp Demandt bei der Vorbesichtigung, „wo Licht ist, ist auch Schatten.“ Die Ausstellung wolle einen breiteren, einen ungeschönten Blick auf diese Zeit werfen, die auch geprägt war von einer aggressiven Handelspolitik und dem Aufbau von Kolonien. Kriege, Armut und Verfolgung in Europa sorgten für eine stetig wachsende Migration nach Amsterdam – in die Boomtown des 17. Jahrhunderts.
Neben der städtischen Elite mit ihren schwarzen Gewändern und weißen Kragen gibt es in der Ausstellung auch zahlreiche großformatige Bilder aus Armen-, Waisen- oder Zuchthäusern – allerdings ist auf ihnen nur der bürgerliche Verwalter oder der reiche Almosengeber wirklich porträtiert, die Waisenkinder bleiben Staffage.
Rembrandt selbst widmete sich dagegen mit sichtbarer Empathie sozialen Außenseitern – wenn auch nur in Schwarz-Weiß und kleinem Format. „Mit außerordentlichem Blick für die Wirklichkeit Amsterdams“, so Sander, hielt er Bettler, Kranke, Straßenhändler, reisende Musikanten und eine hingerichtete Mörderin auf Papier fest. (dpa)