Das Kunstmuseum Liechtenstein widmet der rumänischen Künstlerin Ana Lupas eine große Retrospektive, in der zum ersten Mal ihre Werkserie „Self-Portrait“ präsentiert wird
Share200 Augenpaare blicken eindringlich von den weißen Wänden. Es sind die Augen der rumänischen Künstlerin Ana Lupas, die für ihre Serie „Self-Portrait“ (2000) übriggebliebene Plakate, die von einer Schau in Ungarn im Jahr 1998 stammen, übermalt hat. Auf ihnen ist ein Siebdruck ihres Gesichts zu sehen, darunter links ihr Name sowie die Ausstellungsdaten. Viele der Plakate sind zu Unikaten geworden, denn die heute 84-Jährige hat ihre Porträts mit bunten Farben überarbeitet. Mal streckt sie frech die Zunge raus, mal verläuft ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit in blauer Farbe.
Mit der auf Individualität zugespitzten Serie widersetzte sich Lupas, die seit den Sechzigerjahren in ihrer vom Kommunismus geprägten Heimat mutig ihren eigenen Weg geht, den staatlich vorgegebenen Standardisierungen. Freies künstlerisches Experimentieren blieb ihr aufgrund der schwierigen politischen Umstände lange Zeit verwehrt. Immer wieder war Lupas gezwungen, im Verborgenen zu arbeiten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fanden in Rumänien vom 16. bis zum 27. Dezember 1989 eine Reihe von Protesten und blutigen Kämpfen statt, die schließlich zur Hinrichtung des damaligen Diktators Nicolae Ceaușescu führten. Die Revolution jährt sich in diesen Tagen zu 35. Mal.
Das Œuvre der Künstlerin umfasst ein breites Spektrum von Textil- bis Aktionskunst. Bis heute hinterfragt sie immer wieder ihr eigenes Schaffen und inszeniert es wie bei ihren „Self-Portraits“ neu. Die Ausstellung in Vaduz entstand in Zusammenarbeit mit dem Stedelijk Museum in Amsterdam, das der Rumänin in diesem Sommer eine große Schau widmete.
Übrigens: Die Schau „Intimate Space – Open Gaze“ im Kunstmuseum Liechtenstein läuft noch bis zum 16. März 2025.